Sie schlief schon, als gegen 22.30 Uhr ein trommelndes Geräusch sie aufschreckte. Es klang wie heftiger Regen oder ein Sturm. Als sie in den Garten blickte, wusste sie, es war noch schlimmer. Der Holzbalkon am Hinterhaus stand in Flammen, sie waren in Lebensgefahr. Sie riss ihren sechsjährigen Sohn aus dem Schlaf, packte ihn und die zweieinhalbjährige Tochter, dazu ein paar Jacken und Decken, dann nichts wie raus aus dem Haus. „Ohne Socken und ohne Schuhe“, sagt die Mutter. Ihr Lebensgefährte arbeitete in der Nachtschicht bei VW in Braunschweig, düste sofort los.
Die Familie war nicht die einzige, die in dieser Nacht das Dach über dem Kopf verlor. Den anderen aus dem Mehrfamlienhaus, den Bewohnern im Hinterhaus und auch den direkten Nachbarn ging es nicht anders. Zumindest blieben alle unverletzt, was angesichts des Feuers nicht selbstverständlich war. Jasmin Krüger lobt die Anteilnahme, die ihnen noch auf der Straße von allen Seiten wiederfuhr, selbst unbekannte Leute aus dem Viertel boten einen Schlafplatz an. Der war aber nicht nötig. Freunde des Paares kamen sofort und nahmen die Kinder für die Nacht mit. Danach zog die Familie zum Bruder nach Heere, wo sie seit der Unglücksnacht wohnen.
Das Paar durfte später nochmal kurz in die Drei-Zimmer-Wohnung zurück, um die wichtigsten Dokumente zu holen. Zwar hat das Feuer nur einen Teil zerstört, doch durch den Rauch und das Löschwasser ist nahezu alles verloren. Die Versicherung spricht von „Totelschaden“, so Steven Hopert. Wie sehr dann gute Freunde helfen können, bewiesen die Aktionen danach. Freundin Ramona Sander, die eher zufällig an dem abgesperrten Haus vorbeifuhr und so von dem Dilemma erfuhr, organisierte ruckzuck mit der Agentur GoFundMe über WhatsApp, Facebook und Instagram eine Spendenaktion, die binnen weniger Tage mehr als 2.300 Euro einbrachte. Daraufhin wurden in den sozialen Medien Sachgüter in Form von Kleidung und Spielzeug angeboten. Dies wickelte Nathalie Schwarzer alles ab. Schon zwei Tage später „waren wir rundum bestens ausgestattet“, sagt Steven Hopert. Die Mütterinitiative Ringelheim sammelte beim Basar in der Turnhalle, der TSV Fortuna organisierte mit seinen B-Junioren ein Benefizspiel und verdoppelte den Erlös. Doch das Wichtigste fehlt noch: eine Bleibe auf Dauer.
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