„Der Arbeitsmarkt von Braunschweig bis Braunlage hat sich erwartungsgemäß entwickelt,“ sagt Kerstin Kuechler-Kakoschke, Leiterin der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar. „Die Wirtschaft ist in der ersten Jahreshälfte unter anderem aufgrund der hohen Inflation, des schwachen Inlandskonsums und des Einbruchs der Auslandsnachfrage nach deutschen Produkten ins Stocken geraten. Die Unternehmen versuchen jedoch wegen der anhaltenden Arbeitskräfteknappheit ihre Beschäftigten zu halten beziehungsweise auszubauen. Das Thema der kommenden Jahre wird die Qualifizierung sein. Qualifizierung von Arbeitslosen, aber auch insbesondere die Weiterentwicklung von Mitarbeitenden.“
Die Zahl der Arbeitslosen lag im Jahresdurchschnitt 2023 bei 20.974. Das ist eine Steigerung zum vorherigen Jahr um 1.640 oder 8,5 Prozent. Die größte Veränderung zeigt sich bei den Ausländern. Dort ist die Zahl um 1.193 oder 18,5 Prozent gestiegen. Damit haben die Ausländer einen Anteil von 36,4 Prozent an allen Arbeitslosen. Zurückzuführen ist dies vorrangig auf den Zugang geflüchteter Menschen aus der Ukraine. Kerstin Kuechler-Kakoschke: „In den kommenden Jahren wird auch weiterhin das Thema der Qualifizierung eine wichtige Rolle spielen. Über 60 Prozent der Arbeitslosen hat keine abgeschlossene Berufsausbildung. Diese Zahl ist im Vorjahresvergleich sogar noch gestiegen – natürlich auch durch den Einfluss der ukrainischen Arbeitslosen, da Ausbildungen noch nicht anerkannt sind.“
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist keinem Geschlecht zuzuordnen. Die Zahl der Männer ist um 816 gestiegen, bei den Frauen um 825. Insgesamt sind leicht mehr Männer als Frauen arbeitslos gemeldet (Männer 11.462 oder 54,6 Prozent). Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat auf das Jahr 2024 geschaut: Es rechnet für die Region Braunschweig-Goslar mit einem Mittelwert bei der Arbeitslosigkeit von 21.400 (2023: 20.900) und einer leicht steigenden sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung (SvB) von 256.000 im Jahr 2023 auf 256.100 im Mittelwert 2024.
„Bei der Integration von Geflüchteten aus der Ukraine kommen wir jetzt in die nächste Phase. Wir haben schon im Frühjahr gesagt, dass die meisten ihren Integrationskurs im Herbst beenden werden. Dieser Zeitpunkt ist jetzt und damit starten wir in eine Phase im Integrationsprozess, in der das nebeneinander in den Fokus rückt“, so Kerstin Kuechler-Kakoschke. „Die Absolventinnen und Absolventen aus den Integrationskursen sollen so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln und weiter qualifiziert werden. Spracherwerb und der Einstieg in den Job sollen nicht nacheinander, sondern idealerweise parallel erfolgen. Dazu sind auch die Arbeitgeber gefragt. Wir brauchen Unternehmen, die den Geflüchteten eine Chance geben und sie einstellen, auch wenn sie noch nicht perfekt Deutsch sprechen“, appelliert die Agenturchefin. Aktuell sind in den Jobcentern im Bezirk 14.961 Menschen arbeitslos gemeldet. Davon sind 1.676 Ukrainer und haben damit einen Anteil von 11,2 Prozent. Seit Mai 2022 haben sich in den Jobcentern 404 Ukrainer in Erwerbstätigkeit abgemeldet. „Arbeit bedeutet Integration. Deshalb setzen wir mit dem Job-Turbo jetzt alle Hebel in Bewegungen, um Geflüchtete verstärkt in Arbeit zu bringen,“ unterstreicht Kuechler-Kakoschke.