Nach jahrelanger Durststrecke haben Millionen Sparer 2023 erstmals wieder im größeren Stil von gestiegenen Zinsen profitiert. „Für die meisten deutschen Sparer war 2023 ein gutes Jahr“, sagt Oliver Maier vom Vergleichsportal Verivox. Inzwischen liegen Einlagenzinsen vor allem beim Festgeld oft über der Inflationsrate – erstmals seit langer Zeit bleibt also auch real ein Ertrag. Zum Teil bröckeln die Angebote aber schon wieder.
Sparerinnen und Sparer profitierten 2023 von der beispiellosen Serie von Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation. Inzwischen hat sich die Teuerung aber wieder abgeschwächt, und das hat Folgen für Tagesgeld und Co. Der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, hat jüngst erklärt, dass der Höhepunkt der Leitzinsen wohl erreicht sei. Während am Kapitalmarkt bereits auf eine Senkung im März spekuliert wird, versuchte Powell allerdings, diese Erwartungen zu dämpfen.
„Durch die sinkende Inflationsrate und die schwächelnde Konjunktur steigt der Druck auf die Währungshüter, die Leitzinsen schon im ersten Halbjahr 2024 erstmals zu senken. In ihren Festgeldkonditionen preisen die Banken das schon ein“, sagt Maier. Nachdem es bis November nach oben gegangen sei, seien die Festgeldzinsen inzwischen wieder leicht rückläufig.
Beim Tagesgeld beobachtet das Vergleichsportal, das die Zinsen von rund 800 Banken und Sparkassen auswertet, in der Breite zwar noch keine sinkenden Zinsen. Es dürfte von jetzt an aber kaum noch nach oben gehen, erklärt Maier. Seit Beginn des Jahres 2023 haben sich die durchschnittlichen Zinsen auf dem Tagesgeldkonto – auf das Sparer jederzeit zugreifen können – bei bundesweit verfügbaren Angeboten im Schnitt von 0,46 Prozent auf 1,70 Prozent beinahe vervierfacht. Die höchsten Aktionsangebote liegen bei rund 4 Prozent, in der Regel allerdings beschränkt auf Neukunden und befristet für einige Monate. Für Festgeld mit zwei Jahren Laufzeit bekommen Sparer der Verivox-Auswertung zufolge bei bundesweit tätigen Geldhäusern im Schnitt aktuell 3,30 Prozent Zinsen, zu Jahresbeginn 2023 waren es noch 2,17 Prozent. Auf einem Festgeldkonto wird Erspartes für einen bestimmten Zeitraum angelegt. Sparer können in dieser Zeit nicht über das Geld verfügen, deshalb sind die Zinsen meist höher als beim Tagesgeld. Am Ende der Laufzeit fließt das angelegte Geld verzinst zurück.