Die Beschriftung „S. Kleeblatt, Salder“ führt hier aber zurück in die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten, die auch das Leben der deutsch-jüdischen Familie Kleeblatt aus Salder zerstörten. Ihre Mitglieder waren geachtete, erfolgreiche Kaufleute. Nach Salder kamen Ende des 19. Jahrhunderts die Geschwister Salomon und Henriette Kleeblatt. In ihrem als Verkaufsraum genutzten Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung in der Bahnhofstraße gab es Nähbedarf und Stoffe. Der Schriftzug „S. Kleeblatt“ bezog sich wohl auf Salomon. Die Geschwister betrieben das Geschäft mit ihrer Ehepartnerin und ihrem Ehepartner.
Das Familienunternehmen war erfolgreich, 1894 konnte ein großes Wohn- und Geschäftshaus am Gänsebleek 13 gebaut werden. Im Laufe der Zeit kamen zwei Adoptivsöhne hinzu. Das vergrößerte Sortiment umfasste nun auch Bettwäsche, Gardinen und Kurzwaren. Die gute Zeit endete jedoch abrupt mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933.
Die Dorfbevölkerung boykottierte das Geschäft, es kam zu körperlicher Gewalt gegen ein Familienmitglied. Ende 1935 gaben die Kleeblatts ihr Geschäft schließlich auf und verließen Salder. Die meisten engeren Familienmitglieder wurden in deutschen Konzentrationslagern ermordet. Nur drei überlebten die Shoah: Gretel, Walter und ihr Neffe Werner Hirsch.
Die Geschichte der Kleeblatts ist in dem von Dena Rueb Romero und Bernhild Vögel verfassten, mittlerweile online verfügbaren Werk „Gretels Alben: Die Geschichte der deutsch-jüdischen Familie Kleeblatt aus Salder“ dokumentiert. Seit 2021 erinnern zudem sieben „Stolpersteine“ vor dem ehemaligen Wohnhaus am Gänsebleek an die Familie.
Im Städtischen Museum Schloss Salder trägt nun der unscheinbare Kleiderbügel dazu bei, dass die Kleeblatts auch hier nicht vergessen werden. Ab sofort ist er in der aktuellen Vitrine am Eingang des Sonderausstellungsbereichs „Kuhstall“ barrierefrei zu besichtigen. Weitere Informationen zur Familie Kleeblatt finden sich im Internet auf der Seite www.birdstage.net/kleeblatt/.