Der Vortrag findet in Kooperation mit dem Museum statt. Es besteht die Möglichkeit, ab 17 Uhr die Sonderausstellung im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Dort geht es um Nachttöpfe und Gülleschöpfer aus Stahlhelmen, Kinderkleider aus Uniformen und Hakenkreuzfahnen, Butterbehälter und Weihnachtsbaumständer aus Minen – was heute bestenfalls skurril klingt, war in der unmittelbaren Nachkriegszeit für viele Menschen so etwas wie Normalität.
Denn eine unmittelbare Folge des Zweiten Weltkriegs war eine schwere Versorgungskrise in weiten Teilen der vom Krieg zerstörten Gebiete Europas und der Sowjetunion. Allein im „Hungerwinter“ 1946/1947 starben noch einmal Millionen Menschen. Dem Mangel an Allem wurde kreativ begegnet, unter anderem durch die Produktion ziviler „Notgegenstände“. Das sind ganz allgemein oft dringend benötigte zivile Alltagsgegenstände wie Möbel, Küchengerät und Kleidung, aber auch Spielzeug und Weihnachtsbaumschmuck, die teils von den Nutzenden selbst, teils auch handwerklich oder industriell hergestellt wurden.
Verarbeitet wurden vor allem nicht mehr benötigtes Militärmaterial und Kriegsschrott. Denn beides war infolge des Zweiten Weltkriegs als einziges im Überfluss vorhanden. Im modernen Sinn betrieben die Menschen damals „Upcycling“, als sie das in Massen vorhandene Kriegsmaterial in zivile Gegenstände umarbeiteten und es so einer neuen, friedlichen Nutzung zuführten.
Viele Objekte wirken ungewohnt und befremdlich. Mal ist die militärische Herkunft sofort erkennbar, ein anderes Mal selbst beim genauen Hinsehen nicht. Dabei dokumentiert jeder ein-zelne Notgegenstand eine Phase unserer Geschichte, in der Erfindungsgeist und Kreativität halfen, das alltägliche Elend als Folge des von Deutschland begonnenen Krieges zu bewältigen.