Erst das Erscheinen des Buches von Gerd Wysocki „Zwangsarbeit im Stahlkonzern“ und eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Salzgitter im Nationalsozialismus“ zum 40-jährigen Stadtbestehen 1982 setzte eine öffentliche Diskussion in Gang mit der Folge, dass Einwohner und Einwohnerinnen 1983 den Arbeitskreis Stadtgeschichte gründeten. Gemeinsam mit der IG Metall und dem Betriebsrat der Stahlwerke bemühte sich der Verein vehement um die Einrichtung einer Gedenkstätte in den historischen Räumen des ehemaligen KZ Drütte auf dem Werksgelände der damaligen Stahlwerke Peine-Salzgitter AG. Am 11. April 1985 organisierte der Betriebsrat dort die erste Gedenkfeier, die seitdem jährlich auf dem ehemaligen Appellplatz stattfindet.
Der Kampf um die Errichtung der Gedenkstätte endete 1992 mit einer Vereinbarung zwischen Vorstand und Betriebsrat: Der Konzern stellte einen der vier ehemaligen Unterkunftsräume unter der Hochstraße als Gedenkstätte zur Verfügung. Gestaltung und Trägerschaft für den denkmalgeschützten Raum wurde dem Arbeitskreis Stadtgeschichte übertragen. Nach umfangreichen Arbeiten wurde am 11. April 1994 die Gedenk- und Dokumentationsstätte schließlich eröffnet.
Seitdem findet dort eine lebendige Erinnerungsarbeit statt. Insbesondere die vielen Projekte mit Auszubildenden der SZFG prägen seit vielen Jahren die erfolgreiche Arbeit der Gedenkstätte. Ein Beispiel dafür ist das jährliche Gedenken, an dem die Jugendlichen beteiligt sind und ihre Erfahrungen schildern. Die Rede hielt in diesem Jahr Birgit Potrafki, die neu als Finanzvorstand für die Salzgitter AG tätig ist. Sie erinnerte an das Unrecht, an die schrecklichen Bedingungen und an die Angst der Inhaftierten.
„Es hat lange gedauert, bis wir Deutschen uns über das Bekenntnis der Schuld hinaus dieser Verantwortung wirklich gestellt haben. Es gab und gibt immer wieder Versuche, die Verbrechen kleinzureden oder umzudeuten. Das wird nicht gelingen und wir müssen uns diesem aktiv entgegenstellen“ betonte Birgit Potrafki. Als Angehörige der nachfolgenden Generationen sieht sie es als Pflicht, die Erinnerung wachzuhalten und zu lernen, auf dass die Opfer niemals vergessen werden, auf dass sich ein solches Unrecht niemals wiederholen kann. „Es ist an uns, wachsam zu sein, Zeichen zu setzen und in Aktion zu treten.“
Die Salzgitter AG mit Unternehmensleitung, Betriebsrat und Mitarbeitenden habe dazu in der jüngsten Zeit klar mehrfach Stellung bezogen, sagt die Vorständin. „Eine starke und funktionsfähige Demokratie braucht ein klares Bekenntnis gegen Rechtsextremismus. Wir als Unternehmen tragen die Verantwortung für unsere Demokratie, die freiheitliche Grundordnung und die Wahrung der durch das Grundgesetz geschützten Menschenwürde.“