Die Anfänge liegen zwei Jahre zurück. Im Sommer 2022 fiel in Salzgitter unter den Augen des Bundeskanzlers der Startschuss für den Bau der ersten VW-Batteriezellfabrik , die als Blaupause für eine weltweite Offensive von VW steht. Neun Monate später war es dann im spanischen Sagunto soweit: Auch hier erfolgte der Spatenstich für eine weitere VW-Gigafabrik. Doch nicht nur VW und sein Tochterunternehmen PowerCo knüpften Kontakte. Im Januar 2023 besuchte der ehemalige Ministerpräsident der Region Valencia, Ximo Puig, in Begleitung des Bürgermeisters der Stadt Sagunto, Dario Morena Lega, das PowerCo-Werk in Salzgitter und traf sich dabei auch mit Oberbürgermeister Frank Klingebiel zu einer ersten Gesprächsrunde.
Schon bei diesem Treffen kam es zu einem regen Austausch. „Schnell wurde deutlich, dass Sagunto und Salzgitter weit mehr verbindet als die Tatsache, dass beide Städte für den bedeutenden wirtschaftlichen Transformationsprozess hin zu klimaneutraler industrieller Fertigung stehen“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Rathaus. Im Mai 2024 folgte auf Einladung des Bürgermeisters Dario Morena Lega der Gegenbesuch in Sagunto. Oberbürgermeister Frank Klingebiel reiste mit den Fraktionsvorsitzenden Frank Miska (SPD) und Thomas Huppertz (CDU), der Fachbereichsleiterin für strategische Planung und Kommunikation Simone Kessner und dem Referenten für Städtepartnerschaften, Rüdiger Skopek, für einen Kurzaufenthalt nach Spanien.
„Vor 36 Jahren unterzeichnete Salzgitter letztmalig eine Partnerschaftsurkunde und nun auszuloten, ob wir eine weitere mit der spanischen Stadt Sagunto eingehen können, bedeutet mir persönlich sehr viel, gerade in diesen fragilen Zeiten mit vielen globalen und gesellschaftlichen Krisen“, so Fran Klingebiel in der Pressemitteilung. Er sei der Überzeugung, „dass Städtepartnerschaften Türen öffnen können und dass das vereinte Versammeln von Demokraten unter so wichtigen und fundamentalen Werten wie Frieden, Demokratie, Menschenwürde und Freiheit von entscheidender Bedeutung für unsere Zukunft ist“.
Eine Einschätzung, die auch der Bürgermeister des knapp 70.0000 Einwohner und Einwohnerinnen zählende Saguntos teilt. Nach dem offiziellen Empfang im Rathaus ging es weiter zur Arbeitssitzung. Intensiv wurde erörtert, auf welchen Feldern beide Städte künftig zusammenarbeiten könnten. Die wirtschaftliche Entwicklung wird dabei weiterhin eine wichtige Rolle spielen, doch darüber hinaus gilt es auch die Themen Soziales, Kultur, Sport und vor allem Bildung zu bearbeiten. Das sollen nicht nur die Verwaltungen und Institutionen übernehmen, sondern nach und nach auch die Bürgerinnen und Bürger beider Städte. Der allererste Schritt wurde nun gemacht und eine Absichtserklärung unterzeichnet. Beide Stadtoberhäupter vereinbarten, den Entwurf des Partnerschaftsprotokolls den jeweiligen politischen Gremien vorzustellen und nach entsprechender Beschlussfassung final zu ratifizieren.
Auch ein Besuch der Baustelle für die Gigafabrik von VW PowerCo auf dem Programm. Frank Klingebiel: „Genauso wie Salzgitter steht auch Sagunto für den bedeutenden wirtschaftlichen Transformationsprozess, doch Verbindendes gibt es nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der jüngsten Vergangenheit. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verloren in Sagunto Ackerbau, Viehzucht, Weinbau und Fischerei immer mehr an Bedeutung, Schwerindustrie und Handel waren nun die bedeutenden Wirtschaftsfaktoren. Insbesondere die Stahlindustrie spielte bis 1984 eine große Rolle in Sagunto, davon zeugen immer noch der alte Hochofen und ein Industriemuseum.“
Doch im Gegensatz zu Salzgitter siedelte sich die Stahlindustrie nicht wegen der Bodenschätze in Sagunto an, vielmehr machte ihre gute geografische Lage und die verkehrliche Infrastruktur Sagunto als Standort für diesen Industriezweig besonders interessant. Beide Städte wurden von jeher besonders durch die wirtschaftliche Entwicklung geprägt, doch sie bieten noch viel mehr Sehenswertes und bedeutende zeitgeschichtliche Zeugnisse. Auch Sagunto blickt auf eine lange Geschichte zurück, im „alten“ Stadtteil finden sich zahlreiche Relikte vergangener Epochen, besonders beeindruckend ist die andalusische Festung, die stolz über diesem Stadtteil thront.
„Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft all das haben wir in Sagunto kennengelernt und vieles davon hat uns sehr an das erinnert, was auch unsere Heimatstadt Salzgitter ausmacht“, so Frank Klingebiel. „Erste Schritte zur Anbahnung einer Städtepartnerschaft“ seien gemacht, weitere sollen weitere folgen. „Schließlich muss diese dann mit Leben erfüllt werden, damit sich aus der formellen Städtepartnerschaft ein reger Austausch und im besten Fall neue Freundschaften entwickeln, die für Frieden, Freiheit und Demokratie in Europa stehen.“