„Unsere Gemüse- und Obstgärten sind für Schnecken ein Schlaraffenland“, sagt Josefine Stangenberg, Leiterin des NABU-Büros für Südost-Niedersachsen. „Wildpflanzen wehren sich mit Bitterstoffen gegen Schneckenfraß. Bei unseren Gemüsepflanzen wurden diese Stoffe aus vielen Sorten herausgezüchtet – damit sind sie für Schnecken besonders lecker.“
Einige Jahre hatte junges Gemüse etwas bessere Chancen groß zu werden. Aufgrund der vergangenen regenarmen Dürresommer gab es eher wenig Schnecken. Da es in diesem Jahr bisher sehr nass in Deutschland ist, sind die Weichtiere besonders aktiv und haben viel Gelegenheit, sich fortzupflanzen.
Auch die kürzeren Winter haben ihren Anteil an der Schneckenschwemme. Weil es früher warm wird, können sich die Schnecken auch früher vermehren. Wenn dann noch wochenlange Nässe hinzukommt, hat man besonders viele Schnecken in den Gärten.
Josefine Stangenberg rät allerdings davon ab, Schneckenkorn, Salz oder Bierfallen zu verwenden. „Häufig enthält Schneckenkorn Wirkstoffe, die auch den Fressfeinden der Schnecken schaden. Metaldehyd und Mesurol können beispielsweise beim Igel tödliche Vergiftungen verursachen. Außerdem kann das Gift auch nicht problematische Schneckenarten töten“, so die NABU-Mitarbeiterin.
„Das gilt auch für Nematoden, durch die nützliche Schneckenarten in Mitleidenschaft gezogen werden können – wie Tigerschnegel, die andere schädliche Schneckenarten dezimieren, indem sie deren Eier fressen.“
Bierfallen ziehen durch ihren Geruch Schnecken an – so hat man am Ende auch die Schnecken aus den Nachbargärten im Beet. In den Fallen können auch unter Naturschutz stehende Tiere, wie Spitzmäuse, ertrinken, die zudem ebenfalls Fressfeinde der Schnecken sind. Die Weichtiere mit Salz zu bestreuen, ist ebenfalls keine Lösung. „Abgesehen davon, dass die Schnecken qualvoll sterben, ist Salz für den Boden schädlich. Dort wächst dann nichts mehr“, warnt Josefine Stangenberg.
Ein Hochbeet kann etwas Abhilfe schaffen. Dort finden sich viel weniger Schnecken als am Boden. „Auch Schneckenzäune mit ihrem speziell gebogenen Rand können die Tiere abhalten“, so Stangenberg.
Durch eine naturnahe Gartengestaltung mit wilden Ecken, Stein- oder Komposthaufen, die viele Versteckmöglichkeiten und ein gutes Nahrungsangebot bietet, lockt man natürliche Fressfeinde der Schnecke wie Igel, Laufkäfer und Hundertfüßer in den Garten.
Heimische Pflanzenarten fördern diese Fressfeinde ebenfalls.
„Bei starkem Schneckenvorkommen sollte man den Garten morgens wässern statt abends, denn in der Dunkelheit werden die Tiere besonders aktiv, bei Sonne ziehen sie sich zurück“, rät die Naturschützerin. Absammeln und die Schnecken weit weg aussetzen, ist auch eine gute Möglichkeit – allerdings auf keinem Fall in einem Naturschutzgebiet, denn das ist verboten.
Nicht alle Schnecken richten Schäden in den Beeten an. Es sind vor allem die Nacktschnecken, allen voran die Spanische Wegschnecke, die den größten Appetit auf Salat und Co. haben. Häuserschnecken sind weniger gefräßig und einige Arten, wie die Schnegel, fressen gar kein frisches Grün.
„Einen schneckenfreien Garten kann man kaum erreichen – und das ist auch gar nicht wünschenswert“, betont Josefine Stangenberg. „Schnecken haben eine wichtige ökologische Funktion im Garten und in der Natur. Sie fressen nicht nur pflanzliche Stoffe, sondern auch Aas. Der Schneckenkot ist zudem bester Pflanzendünger.
Außerdem gibt es viele Tiere, die Schnecken zum Fressen gernhaben: Vögel, Igel, Amphibien, Reptilien. Gärtnerinnen und Gärtner sind also gut beraten, ein Stück weit ihren Frieden mit den Schnecken zu schließen.“