Ein trauriger Spitzenplatz
Gesundheitsatlas: 14,8 Prozent der Menschen in Salzgitter sind von Depressionen betroffen

Im landesweiten Vergleich nimmt Salzgitter in Sachen Depressionen einen Spitzenplatz ein.Grafik: AOK
Salzgitter. In Niedersachsen sind immer mehr Menschen wegen Depressionen in Behandlung: Laut einer Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) für den „Gesundheitsatlas Deutschland“ waren es 2022 landesweit rund 860.000 Personen. Salzgitter nimmt dabei den landesweiten und vor allem traurigen Spitzenplatz ein: Nach Auswertungen der AOK-Wissenschaftler sind dort 14,8 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner betroffen – dicht gefolgt von Lüchow-Dannenberg (14,3 Prozent) und Wittmund (13,6 Prozent).

Den niedrigsten Anteil von Depressionsdiagnosen gab es dagegen in Rotenburg (Wümme) mit 9,2 Prozent, gefolgt von Oldenburg (9,8 Prozent) und Wolfsburg (9,9 Prozent). Als Grund für den Anstieg der Depressionserkrankungen vermuten Experten auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die damit verbundene Einsamkeit der Menschen, wie aus dem drastischen Plus insbesondere bei jüngeren Menschen zu schließen sei.

Grundsätzlich sind in allen Altersgruppen Frauen häufiger betroffen als Männer. Bei den 60- bis 64-Jährigen mehr als jede fünfte Frau und fast jeder siebte Mann. In den Altersklassen zwischen 65 und 74 Jahren ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Nach diesem „Knick“ steigen die Werte laut AOK jedoch weiter deutlich an. Der Prävalenzgipfel wird laut Studie bei den 80- bis 84‑jährigen Frauen mit 27,7 Prozent erreicht. Bei den Männern wird die höchste Prävalenz mit 17,6 Prozent in der Altersgruppe ab 90 Jahren gemessen.

Die Relevanz der Erkrankung zeigt sich auch bei den volkswirtschaftlichen Kosten, die im Gesundheitsatlas Deutschland analysiert werden. So entfielen nach der letzten vorliegenden Krankheits-Statistik des Statistischen Bundesamtes 9,5 Milliarden Euro auf Depressionen. Dies entspricht 2,2 Prozent aller Krankheitskosten. Zusätzlich zu den direkten Krankheitskosten entstehen indirekte Kosten durch krankheitsbedingte Fehltage.

Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland und führen zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität. „Oft sind Patientinnen und Patienten nicht mehr in der Lage, ihren alltäglichen Aktivitäten nachzugehen“, so WIdO-Geschäftsführer Schröder. „Obwohl das Krankheitsbild immer mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt, bleibt das Bild über die Betroffenen oft von Vorurteilen und Stigmata geprägt. Das kann Patientinnen und Patienten stark belasten.“ Der Gesundheitsatlas Deutschland solle dazu beitragen, Wissenslücken beim Thema Depressionen zu schließen, ein Bewusstsein für die große Bedeutung dieser Erkrankung zu schaffen und Berührungsängste abzubauen.

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