No-Show nennt der Berufsstand dieses Ärgernis. Danach handelt es sich um rund zehn Prozent der Kunden und Kundinnen, die erhebliche Umsatzausfälle verursachen, da die reservierte Zeit und das eingeplante Personal nicht kurzfristig anderweitig genutzt werden können. „Die Kosten für Mitarbeitende, Produkte und die allgemeine Betriebskosten laufen weiter – ein nicht wahrgenommener Termin bedeutet für Friseurbetriebe deshalb einen echten finanziellen Verlust“, so Esra Yakupoglu-Eren, stellvertretende Vorsitzende.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, führen nach ihren Worten immer mehr Friseurbetriebe nun Stornogebühren ein. Kunden und Kundinnen, die ihren Termin nicht mindestens 24 Stunden vorher absagen, müssen in Zukunft mit einer Gebühr von 50 Prozent des Behandlungspreises rechnen. Zudem wird eine maximale Verspätung von zehn Minuten toleriert, um den reibungslosen Ablauf im Salon sicherzustellen.
Diese Maßnahme soll nicht nur finanzielle Einbußen verhindern, sondern auch das Bewusstsein der Kundschaft für die Verbindlichkeit von Terminen schärfen. Esra Yakupoglu-Eren: „Denn letztlich profitieren alle davon, wenn Salons wirtschaftlich stabil bleiben und ihre Dienstleistungen zuverlässig anbieten können.“
Aber das ist nicht die einzige Sorge bei der Innungen. Trotz einer wachsenden Anzahl männlicher Auszubildender bleibt die Nachwuchsproblematik eine der größten Aufgaben. Die Ausbildungszahlen seien rückläufig, und nur 30 Prozent der Lehrlinge bestünden die Gesellenprüfung, heißt es. Zudem gibt es Herausforderungen bei der Integration von Fachkräften mit Migrationshintergrund.
Um die Meisterausbildung zukunftssicher zu gestalten, wird die Prüfungsverordnung überarbeitet. Ziel ist es, die Inhalte an die aktuellen Marktgegebenheiten anzupassen und die Anforderungen deutlich vom Gesellenniveau abzuheben. Ein neuer Rahmenlehrplan wird mit der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) erstellt, ergänzt durch Prüferschulungen und Zusatzmaterialien.
Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt, ergänzt Esra Yakupoglu-Eren. „Die Politik ist gefordert, durch Entlastungen und Förderungen die Betriebe zu unterstützen.“ Der Zentralverband hat der Bundesregierung bereits ein Forderungspapier übergeben im Namen der 80.477 Friseurbetriebe in Deutschland mit mehr als 150.000 Beschäftigen, darunter 13.285 Lehrlinge.
Einfallsreichtum ist gefragt: So hat Lehrlingswart Markus Fischer in seinem Betrieb erfolgreich zwei nicht ausgebildete Fachkräfte auf Mindestlohnbasis integriert. Durch praxisnahe Schulung arbeiten sie mittlerweile selbstständig und verbessern schrittweise ihre Sprachkenntnisse. Dies könnte ein Modell für andere Betriebe sein, um dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken. Die Zukunft des Friseurhandwerks erfordert laut Esra Yakupoglu-Eren Anpassung, Innovation und politischen Einsatz, „um langfristig eine nachhaltige Entwicklung zu sichern“.