Dunja Kreiser freute sich über Gratulationen, Blumen und auch Applaus, doch von einem strahlenden Sieg konnte keine Rede sein. Denn das Ergebnis bei den Zweitstimmen glich aus Sicht der SPD und der anderen demokratischen Parteien einer Katastrophe. Speziell in Salzgitter gewann die AfD mit 26,3 Prozent den einstmal tiefroten Wahlkreis, dahinter lag die SPD mit 24,2 Prozent. Sie hatte 2021 noch 36,7 Prozent eingesammelt, die CDU konnte sich kaum verbessern und kam mit 23,7 Prozent auf Platz drei (23,0).
In einer Presse-Erklärung bedankte sich die Sozialdamokratin für 48.410 Stimmen. Sie wolle weiter mit aller Kraft ihre Heimatregion in Berlin vertreten. „Das Direktmandat zu verteidigen, das war Teamarbeit“, schreibt sie. Um etwas zu bewegen, seien viele anpackende Hände nötig. Die Freude über den persönlichen Erfolg wird nach ihren Worten getrübt durch das schlechte bundesweite Ergebnis der SPD. „Ich nehme das als Ansporn, weiter gute Arbeit in Berlin zu leisten. In den kommenden Tagen werden die Demokratinnen und Demokraten nach dem kurzen, aber intensiven und auch polarisierenden Wahlkampf miteinander sprechen. Es ist an der Union, Gespräche aufzunehmen, um Wege der Zusammenarbeit zu finden.“
Die Aufgaben seien groß, die Region mit Schwergewichten in der deutschen Industrie macht sich zukunftsfit, ob bei der klimafreundlichen Produktion aber auch bei der Digitalisierung und Investitionen in Zukunftstechnologien, so die SPD-Bundestagsabgeordnete. Das ginge nur mit der starken Stimme der Belegschaften. Ein weiterer Fokus für die kommenden Jahre sei die Demokratieförderung. Dunja Kreiser unterstreicht: „Unsere Demokratie, unsere freie Gesellschaft und der Schutz von Minderheiten bei uns sind keine Naturgesetze. Dafür müssen wir mehr tun, und das möchte ich. Dafür werde ich mich einsetzten in Berlin, aber vor allem auch hier bei uns vor Ort.“
Als Wahlgewinner konnte sich Cem Ince fühlen, der auf Listenplatz zwei in Niedersachsen für Die Linke angetreten war. Der Elektroniker für Automatisierungstechnik bei VW hatte schon bei seiner Kandidatur Ende 2024 „ein gutes Gefühl“, dass es die Linke und er in den Bundestag schaffen. Aber das herausragend gute Ergebnis erfreut ihn, zumal es mit Jorrit Bosch aus Braunschweig ein weiterer Linker aus der Region überraschend schaffte.
In Salzgitter holte Die Linke 8,6 Prozent, Cem Ince kam sogar auf 8,9 Prozent. „Es liegt eine Riesenaufgabe vor uns“, sagt der 31-jährige Salzgitteraner. Einstehen für soziale Politik steht über allem, und er kündigt an, sich für Industriearbeitsplätze, für die Ausbildung und für die Unterstützung der Transformation einzusetzen. Allerdings gibt es für ihn auch eine traurige Entwicklung. „Wir haben 20 Prozent Faschisten im Bundestag sitzen.“