2024 hat die 30-jährige, zweifache Mutter mit ihrer Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik begonnen. „Ich hatte zusammen mit meinem Ehemann gesucht und mich auch bei mehreren Firmen bereits beworben. Und dann die Ausbildung in Teilzeit bei MAN gefunden“, berichtet sie. Vater, Bekannte und Freunde arbeiten bereits bei MAN und das Angebot, die Ausbildung in Teilzeit zu machen vereinfacht die Entscheidung. Anclam bewirbt sich und wird genommen.
„Wir hatten zuerst gar keine Bewerbung und dann kam Mandys“, sagt Ausbildungsleiter Hans-Werner Ruhkopf. Er hatte die Idee, Ausbildungen auch in Teilzeit am Standort Salzgitter anzubieten. Gemäß dem Motto „Mach doch einfach“ wurden mit der Industrie- und Handelskammer und der Berufsschule in Vorfeld geklärt, ob und wie eine Ausbildung in Teilzeit möglich ist. „Wir müssen andere Wege gehen, um Menschen die Möglichkeit zu geben, die ansonsten keine Ausbildung machen könnten“, sagt Ruhkopf. Der Erfolg des Pilotprojekts in Salzgitter hat MAN auch dazu veranlasst, die Ausbildung in Teilzeit in München und Nürnberg anzubieten.
Doch was heißt Ausbildung in Teilzeit? Die Ausbildungszeit verlängert sich von drei auf dreieinhalb Jahre. Kann aber auf drei Jahre verkürzt werden. 2020 wurde die Möglichkeiten der Ausbildung in Teilzeit mit einer Novelle des Berufsausbildungsgesetzes erweitert. Seit dem gilt laut Bundesbildungsbildungsministerium: „Mit Zustimmung des Ausbildungsbetriebes steht eine Teilzeitberufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf allen Interessenten offen.“
Der Tagesablauf ist kürzer. Mandy Anclam arbeitet in einem Gleitzeitmodell. In der Berufsschule ist sie ganz normal. Die Zeit von 8 bis 14.30 Uhr lasse sich gut mit der Familie vereinbaren. Bei der Arbeit fängt, sie etwas später an. „Ohne meinen Ehemann wäre das alles nicht möglich. Wir ziehen an einem Strang“, sagt sie. Ihr Mann hat bei der VPS gerade die Meisterschule beendet. Ansonsten hilft auch der Rest der großen Familie mit.
Der zweijährige Sohn ist im Kindergarten und die achtjährige Tochter in der Ganztagsschule. „Es ist sicherlich auch anstrengend. Aber die Arbeit macht mir Spaß und gleicht es aus“, sagt Mandy Anclam. Auch mit dem Lernstoff in der Berufschule und im Betrieb komme sie gut mit. Ihr Lieblingsfach in der Berufsschule: „Güter bewegen, Güter transportieren“.
Mit 30 Jahren ist sie zurzeit die älteste Auszubildende bei MAN in Salzgitter. Und bei manchen der anderen Auszubildenden eine Vertrauensperson und Ansprechpartnerin. Manchmal macht sie auch Ansagen. „Immer liebevoll und charmant“, sagt sie. Und wenn der Stress mit Beruf und Familie mal zu viel wird, will sie Sport machen. Ein Laufband für die Wohnung ist inzwischen bestellt, dann kann auch parallel gelernt werden.
Für Ruhkopf ist Mandy Anclam, die vorher im Einzelhandel und bei Bosch in der Produktion gearbeitet hat, ein Gewinn. Sie passe zu MAN. „Das wichtigste bei uns ist das Interview. Passt der Bewerber zu uns und passen wir zu ihm“, sagt Ruhkopf. Eine Stunde nehme man sich in der Regel Zeit, um mit den Bewerbern zu sprechen.
Aktuell machen bei MAN in Salzgitter 99 Personen ihre Ausbildung. Davon sind 30 Frauen. Warum ist der Frauenanteil mit 30 Prozent bei den gewerblich-technischen Ausbildungen so hoch bei MAN? Darauf hat Ruhkopf keine einfache Antwort. Seit 2014 läge der Anteil immer um die 30 Prozent. Wahrscheinlich hätte sich die gute Ausbildung herumgesprochen. Für die jährlich 40 Ausbildungsstellen habe man stabile Bewerberzahlen, mit im Schnitt 450 Bewerbungen.
Ein gewisser Stolz ist Ruhkopf anzuhören, wenn er davon spricht, dass Heinrich Büssing vor 100 Jahren die erste Lehrwerkstatt in der Region gegründet hat. Auf diese Tradition legt man bei MAN in Salzgitter Wert. In 100 Jahren wurden 18.317 Menschen ausgebildet. Mandy Anclam wird dazu kommen und die erste in Teilzeit sein