Rote Karte für MAN Salzgitter
IG-Metall-Vertrauensleute protestieren gegen die Kündigung mehrerer Betriebsvereinbarungen

So nicht: In einer symbolischen Aktion zeigen die IG Metall-Vertrauensleute dem Arbeitgeber MAN die Rote Karte.Foto: IG Metall
Salzgitter. Mit deutlichen Worten und kräftiger Entschlossenheit haben die IG Metall-Vertrauensleute am MAN-Standort Salzgitter auf die „überraschende und einseitige Kündigung“ zahlreicher Betriebsvereinbarungen durch die Arbeitgeberseite reagiert. Auf zwei sehr gut besuchten Informationsveranstaltungen wurde klar: Die Stimmung unter den Beschäftigten ist von Empörung und tiefem Unverständnis geprägt.

„Das Vorgehen der Arbeitgeberseite ist ein eklatanter Bruch der gewachsenen Sozialpartnerschaft. Statt die Herausforderungen der Transformation gemeinsam zu bewältigen, werden hier offenbar einseitig Pflöcke eingeschlagen, um Kosten auf dem Rücken der Beschäftigten zu senken. Das werden wir nicht akzeptieren“, erklärt IG Metall-Vertrauenskörperleiter Andrea Deiana am MAN-Standort in Salzgitter.

Vom Arbeitgeber wurden laut Mitteilung der IG Metall zentrale Betriebsvereinbarungen zur Disposition gestellt, „die wichtige Grundlagen für Einkommen, Arbeitsbedingungen und Motivation der Belegschaft bilden“. Betroffen seien unter anderem Prämienentgelte, Regelungen zur Gruppenarbeit und übertarifliche Zulagen. „Diese Vereinbarungen stehen seit Jahren für Verlässlichkeit, Gerechtigkeit und betriebliche Stabilität“, heißt es. Ihre abrupt erklärte Kündigung löse in der Belegschaft große Verunsicherung aus. „Wir erleben hier ein Vorgehen, das nicht nur Misstrauen sät, sondern auch unsere Gespräche über die Zukunft des Standorts massiv belastet“, kritisiert Andrea Deiana.

Besondere Brisanz erhält die aktuelle Eskalation vor dem Hintergrund der Verhandlungen zum anstehenden Zukunftstarifvertrag. Dieser soll die Rahmenbedingungen für die kommenden Jahre regeln und zentrale Fragen der Beschäftigungssicherung, Transformation, Qualifizierung und Standortsicherung beantworten. „Während die Arbeitgeberseite öffentlich Dialogbereitschaft zum Zukunftstarifvertrag signalisiert, erleben wir im Betrieb das genaue Gegenteil: Statt Verhandlungen auf Augenhöhe werden Tatsachen geschaffen, indem bewährte Vereinbarungen gekündigt werden. Das steht in krassem Widerspruch zu jeder Form vertrauensvoller Zusammenarbeit“, so der Vorsitzende des Betriebsrats Salzgitter MAN Truck & Bus, Hüseyin Uc.

Der Arbeitgeber hatte angekündigt, nach der Sommerpause in intensive Gespräche über den Zukunftstarifvertrag einzutreten. Doch das jetzige Vorgehen wirft aus Sicht der IG Metall erhebliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieser Zusagen auf. „Wir sind jederzeit bereit, konstruktiv über Zukunftsperspektiven zu verhandeln. Aber eines ist ebenso klar: Wir werden keinen Zukunftstarifvertrag unterschreiben, während gleichzeitig mühsam erkämpfte soziale Standards ausgehöhlt werden“, macht Hüseyi Uc deutlich.

„Wer bestehende Vereinbarungen kurzerhand vom Tisch wischt, gefährdet den Betriebsfrieden und zerstört Vertrauen – das können und werden wir nicht hinnehmen“, warnt die IG Metall. Sie fordert die Arbeitgeberseite auf, die Kündigungen der Betriebsvereinbarungen zurückzunehmen oder sich unverzüglich zu konstruktiven Gesprächen zu bekennen, um sozialverträgliche Lösungen zu finden und die Zukunft des Standorts auf eine tragfähige Basis zu stellen.

„Die Beschäftigten sind bereit, gemeinsam die Transformation zu gestalten – im Rahmen eines fairen und verbindlichen Zukunftstarifvertrags. Doch das geht nur, wenn der Arbeitgeber die Prinzipien von Respekt, Transparenz und sozialer Verantwortung ernst nimmt“, betonen die Metaller. Die Rote Linie sei erreicht. Die IG Metall steht nach eigenen Worten „für Dialog, Solidarität und Zukunft – aber nicht für einseitige Diktate zulasten der Belegschaft“.

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