Die Kochtöpfe und Pfannen hat der gelernte Koch schon seit einigen Jahren an den Nagel gehängt. Nicht immer hatte ihm sein Quellberuf, wie man heute sagt, gefallen, erinnert sich Fischer (35). „Da waren auch immer wieder Tage, an denen ich mich regelrecht zur Arbeit gequält hatte.“ Und doch haben seine Kochkünste ihn letztlich zu seiner „eigentlichen Bestimmung“ geführt, erzählt er am Rande der Neueröffnung.
Fischer macht viel Sport, man sieht es ihm an. Im Fitness-Studio traf der gebürtige Langenhagener und spätere Hildesheimer auf andere Sportler, die als Sargträger bei einem Bestattungsunternehmen in Hildesheim arbeiteten. Senioren schon, die sich für die teils schwere Arbeit fit halten wollten. Die Erzählungen aus dieser anderen Welt faszinierten Fischer zwar. Aber ebenfalls in dem Beruf arbeiten? „Ich und der Tod, das passt überhaupt nicht“, habe er den Sportfreunden dann immer gesagt. Doch die Saat war gelegt.
Etwa zum selben Zeitpunkt bewarb sich Fischer auf eine Stelle in einer Kochschule in Hildesheim. Und wurde aufgrund seiner Kochkünste dort als Ausbilder angestellt. Wie es der Zufall wollte, hatte der Kochschuleigentümer im Zweitberuf ein Bestattungsunternehmen. Die Kochschule ging während der Coronakrise pleite, Ricardo Fischer blieb im Unternehmen. Und begann anstelle von Lebensmitteln mit dem Lebensende zu arbeiten.
Irgendwann kaufte er sich seinen ersten eigenen Leichenwagen, begann freiberuflich als Dienstleister für unterschiedliche Bestattungsunternehmen zu arbeiten. Ein zweiter Wagen kam hinzu. Sie stehen jetzt beide an der Broistedter Straße in Lengede vorerst am Straßenrand und sind Teil des neuen Bestattungshauses RF Bestattungen. Nach passenderen Parkmöglichkeiten wird zurzeit mithilfe der Gemeinde gesucht.
Im Laufe der vergangenen sechs Jahre hat Fischer auf den Fahrten von Sterbeorten zu Friedhöfen und Krematorien so auch zahlreiche Ausstattungen von Bestattungshäusern gesehen. „Nicht alle fand ich dem Anlass angemessen“, sagt Fischer.
„Trauer über den Tod naher Angehöriger ist immer extrem“, sagt Fischer. „Umso wichtiger ist mir, dass die Atmosphäre so einfühlsam und schön wie nur irgend möglich gestaltet ist.“ Ruhig, angenehm, zurückhaltend: So müsse ein Andachtsraum aussehen, wenn sich trauernde Angerhörige ein letztes Mal über den Sarg ihres geliebten Verstorbenen beugen. Das ist Fischers Erfahrung aus jetzt gut sechs Jahren als Bestattungsdienstleister.30.000 Euro hat er während der vergangenen drei Monate in den Umbau der einstigen 130 Quadratmeter großen Hausarztpraxis Stroh investiert. „Mit diesem Haus möchten wir den Menschen in unserer Gemeinde einen würdevollen Ort der Abschiednahme bieten“, sagt er während der Eröffnung im Kreise seiner Mitarbeiter und Lebensgefährtin Alexandra.Zwei Fahrer und eine Sekretärin sind zunächst bei ihm fest angestellt. „Wenn die Menschen im Landkreis uns annehmen, werden es vielleicht auch mehr“, sagt Fischer. Ob das überhaupt nötig ist, sei ohnehin unklar. Erdbestattungen gehen rasant zurück. Der Trend, wenn man in diesem Rahmen davon sprechen mag, geht in Richtung Urnenbestattung. „Rund 80 Prozent aller Verstorbenen werden heute im Krematorium verbrannt“, erzählt der neue Bestatter von Lengede.