Entdeckerpfad führt durch
die Bergbaugeschichte
Projekt „Dreiklang“ kann kommen: Die Europäische Union
unterstützt die Gemeinde Lengede mit 240.000 Euro

Hilfe von der EU: Prof. Dr. Gerd Biegel und Bürgermeisterin Maren Kleinschmidt mit dem Schild zur Übergabe der Fördermittel für das Projekt "Dreiklang"foto: Gemeinde Lengede
Lengede. Die Gemeinde Lengede erhält 240.000 Euro aus Fördermitteln der Europäischen Union. Mit diesem Geld soll das Projekt „Dreiklang“ im Gemeindegebiet umgesetzt werden. Dabei handelt es sich um die Einrichtung eines Entdeckerpfades, um das Museum „Wunder von Lengede“, die Gedenkstätte sowie die Lengeder Teiche und den Seilbahnberg miteinander zu verbinden, erläutert Bürgermeisterin Maren Kleinschmidt.

Lengede liegt im Herzen eines alten Bergbaureviers. 1827 gilt als das Gründungsjahr des Erzabbaus in dem Ort. Zunächst wurde mit der Erzförderung im Tagebau begonnen, später verlagerte sich diese in den Tiefbau. Durch mannigfache technische Erneuerungen entwickelte sich die Schachtanlage im Laufe ihres Bestehens zu einer der modernsten Eisenerzgruben Europas. Ende 1977 waren die wirtschaftlich gewinnbaren Vorräte erschöpft und der Bergbau in Lengede wurde eingestellt.

Wirtschaftsgeschichte mit dem Schwerpunkt Erzbergbau, Ereignisgeschichte mit dem „Wunder von Lengede“ und die Herausforderungen eines nachindustriellen Strukturwandels mit Renaturierung und Gewinnung eines Naherholungsraums haben die neuzeitliche Entwicklung Lengedes geprägt. Ein besonderer Fokus liegt hier vor allem auf dem Grubenunglück von 1963. Die damaligen Ereignisse sind konzeptioneller Ausgangspunkt und zentraler Themenbereich im Museum „Wunder von Lengede“.

Dabei sind zudem wesentliche Aspekte mit eingebunden, die eine naturräumliche Verknüpfung mit dem Museum ermöglichen. Dieses ist als authentischer Geschichtsort im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Schachtgeländes untergebracht. Maren Kleinschmidt: „Die Kultur des Erinnerns ist auf Dauer angelegt und erfordert das Vermitteln von Kenntnissen und Erkenntnissen.“ Die museale Präsentation stellt die Ereignisse von 1963 Tag für Tag – vom Wassereinbruch bis zur Rettung – anschaulich unter dem Motto „Erinnern statt Wundern“ dar.

„Das Erlebnismuseum greift hier einen Moment der Geschichte in unserer Region auf, betrachtet das Ereignis des Grubenunglücks als eine wichtige Facette der Identitätsstiftung und verfolgt im Dreiklang von Museum, Gedenkstätte und Seilbahnberg beispielhaft einen modernen Strukturwandel einer ganzen Region und ihrer Zukunftsfähigkeit. Es ist eine Bereicherung für Bildung, Kultur und Geschichtsvermittlung und auch ein wichtiger Baustein sowie vermittelndes Bindeglied zwischen Geschichte, Identität und Lebensqualität“, hebt Maren Kleinschmidt hervor.

Mitte der 1970er Jahre wurde mit Rekultivierungsmaßnahmen auf dem Schachtgelände begonnen. Örtliche Vereine legten Wanderwege am Hang des Seilbahnberges in Eigenleistung an. 1975 wurde der Bergbaupark am Seilbahnberg an die Gemeinde übergeben. Gleichzeitig entstand ein beachtliches Naturschutzgebiet mit einer Größe von etwa 130 Hektar, das mehrere Lengeder Teiche erfasst – ehemalige mit Dämmen eingefasste Klärteiche der Grube Lengede-Broistedt. Weitere ehemalige Klärteiche der Grube befinden sich zwar außerhalb des Naturschutzgebietes, sind aber in die Renaturierung und Nutzung als Freizeiträume eingebunden. Die Teiche sind zudem Lebensraum zahlreicher Tiere. Damit sind eine Vielzahl an Freizeitbereichen, Wanderwegen, Naturschutzbereiche und Anschauungsbereiche des ehemaligen Bergbaus im flächenmäßig großen musealen Außenbereich mit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten eingefasst und fußläufig vom Museum aus erreichbar.

Durch diesen musealen Außenbereich und rund um die Lengeder Teiche ziehen sich bereits eine Vielzahl an Wanderwegen, die die einzelnen Stationen – Museum, Gedenkstätte und Seilbahnberg – miteinander verbinden. 2023 wurden bereits drei Kilometer dieser Wanderwege rund um den Klärteich 8 ausgebaut. „Um die Erkundung in der sich wandelnden nahegelegenen Landschaft zu ermöglichen und einen Entdeckerpfad zu etablieren, ist die Sanierung der im Dreiklang beinhaltenden Orte verbindender Wege erforderlich“, findet die Bürgermeisterin.

Außer der Sanierung der Wanderwege wird im Planungs- und Umsetzungszeitraum bis Februar 2027 ein Entdeckerpfad mit Informationstafeln zwischen Museum, Gedenkstätte und Seilbahnberg errichtet. Die Komplettmaßnahme wird zu 80 Prozent aus LEADER-Mitteln gefördert. Zur Ausgestaltung des Entdeckerpfades sollen insgesamt 21 Informationstafeln aufgestellt werden. Drei davon diesen als Planübersicht an den drei Kernorten, jeweils drei Tafeln sind an Gedenkstätte und Seilbahnberg vorgesehen zu den Schwerpunkten Bergbau, Wunder von Lengede und Natur. Dazu kommen zwölf Informationsschilder auf dem Weg – jeweils vier pro Thema.

Durch die Erweiterung des Erlebnismuseums wird mit der Erweiterungskonzeption in den naturnahmen Raum ein Ereignismuseum von einzigartigem Anspruch geschaffen. Es greift damit den wirtschaftsgeschichtlichen Faktor auf und hebt die Ereignisse des Grubenunglücks von 1963 als identitätsstiftende Facette hervor und definiert im Dreiklang von Museum, Gedenkstätte und Seilbahnberg beispielhaft einen modernen Strukturwandel und die Zukunftsfähigkeit einer ganzen Region.

„Mit der Schaffung dieses Rundweges von Gedenkstätte/Museum entlang der Lengeder Teiche bis hin zum Seilbahnberg bieten wir ein einzigartiges regionales Angebot an, in dem zum einen ein authentischer Geschichtsort unmittelbar erfahrbar gemacht wird und die Besucher darüber hinaus zu Erkundungen in der unmittelbaren Landschaft angeregt werden. Geschichte braucht Erinnerung, daher ist es besonders wichtig die in der Gemeinde Lengede tief verwurzelte Bergbautradition aufrecht zu erhalten und mit dem Entdeckerpfad ein Bindeglied zwischen Geschichte und Natur zu schaffen“, betont Maren Kleinschmidt.

Druckansicht