Die Daten machen „das systemische Ausmaß von Gewalt gegen Frauen mit einem besonderen Fokus auf Partnerschaftsgewalt“ einmal mehr deutlich, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus. „Die Ursache von Gewalt gegen Mädchen und Frauen liegt, wie auch die Istanbul-Konvention zeigt, in einem ungleichen Machtverhältnis zwischen Frauen und Männern und traditionellen Rollenbildern.“ Das habe vielfältige Auswirkungen, unter anderem finanzielle Abhängigkeiten von Frauen gegenüber Partnern, die ein Lösen aus gewalttätigen Beziehungen stark erschwert.
Mädchen und Frauen müssen endlich umfassend und nachhaltig vor Gewalt geschützt werden, heißt es weiter. Präventionsangebote müssen gezielt bei Jungen und Männern ansetzen. „In Salzgitter wurden 519 Frauen Opfer häuslicher Gewalt“, so Simone Semmler. Damit sich das ändere, „brauchen wir neben Schutz und Prävention besonders auch die vielen Männer als Verbündete, die respektvoll und gleichberechtigt mit Frauen umgehen“. Auch und gerade diese Männer dürften nicht wegsehen. Simone Semmler: „Es gibt so viele von diesen Männern, gerade sie könnten die Vorbilder für andere sein, die wir brauchen um diese Gesellschaft nachhaltig zu verändern.“ Gewalt gegen Frauen kostet nach ihren Worten nicht nur die Betroffenen Freiheit und Lebensqualität und im schlimmsten Fall das Leben, sondern sie kostet den Staat „und damit uns alle“ jedes Jahr Milliarden Euro an Steuergeld.
Geschlechtsspezifische Gewalt wird überproportional von Männern ausgeübt, insbesondere von Partnern oder Ex-Partnern. In Trennungs- oder Scheidungssituationen seien Frauen besonders gefährdet. Gewalttätiges Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen wird zunehmend vielfach akzeptiert und als normal empfunden, zu diesem erschreckenden Ergebnis kommt die Mitte-Studie 2024/2025 der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Schnelles Handeln ist geboten“, so Salzgitters Gleichstellungsbeauftragte. „Wir brauchen dringend geschlechtsspezifische Präventionsarbeit mit Jungen bereits im Kita-Alter und im Bereich der Schule. Und wir brauchen einen Ausbau der Täterarbeit, um Gewalt vorzubeugen und zu bekämpfen.“
Simone Semmler verweist auf die Istanbul-Konvention, die Deutschland seit 201 verpflichte, Mädchen und Frauen umfassend gegen Gewalt zu unterstützen und präventiv zu schützen. „Sie muss endlich konsequent umgesetzt und mit ausreichenden Geldern hinterlegt werden, unter anderem für Schutzplätze, Beratungsstellen und insbesondere auch für den Bereich Prävention, wie die Täterarbeit.“ In diesem Punkt sei Salzgitter auf einem guten Weg, der Aktionsplan zur Istanbul-Konvention werde Schritt für Schritt angegangen. „Durch Ratsbeschluss wird aktuell eine Lösung für die fehlenden Frauenhausplätze gesucht, und auch die Täterberatung bekommt einen Zuschuss der Stadt.“
Nach der Verabschiedung des Gewalthilfegesetzes durch die ehemaligen Bundesregierung Anfang 2025 müsse es nun auf Länderebenen umfassend umgesetzt werden, damit eine tatsächliche Verbesserung im Zugang zu Schutz und Unterstützung für Gewalt betroffene Frauen „unabhängig ihres Wohnorts“ Realität wird, so Simone Semmler. Sie fordert, angesichts der dramatischen Zahlen „unverzüglich“ zu handeln.