Es ist die letzte Chance
Die Johanniter-Unfall-Hilfe in Salzgitter nimmt ihre Wunsch-Ambulanz in Betrieb

Die Wunsch-Ambulanz ist startklar: Die Johanniter und der Verein "Wir helfen Kindern" präsentieren den Gästen, die das Projekt unterstützen, den umgebauten Krankentransportwegen.foto: sz-pa/rk
Salzgitter. Nun ist es soweit: Das Wunsch-Ambulanz-Fahrzeug der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) in Salzgitter ist offiziell einsatzbereit – für letzte Fahrten in den Harz, für etwas ganz Unbeschwertes oder einen unerfüllten Wunsch. Gemeinsam mit dem Verein „Wir helfen Kindern“ als wichtigstem Unterstützer hat die JUH weitere Spenderinnen und Spender eingeladen, den umgerüsteten und entsprechend ausgestatteten Krankentransportwagen zu begutachten.

Der Vorstand des Vereins, unter Federführung des Vorsitzenden Volker Machura, hatte dafür gesorgt, dass 50.000 Euro für das Projekt zusammengetragen wurden. Die Unterstützenden – Privatpersonen, Vertreterinnen und Vertreter der Unternehmen wie M&M Pohl Montage oder Volksbank BRAWO, BOSCH Cents for help und der Braunschweigischen Sparkassenstiftung sowie der Stiftung Großes Waisenhaus Beatae Mariae Virginis Braunschweig ließen sich vor Ort berichten. „Uns allen ist die Wunsch-Ambulanz eine Herzensangelegenheit,“ unterstreicht Volker Machura. „Wir sind froh, dass das Projekt gut vorangeht, und wünschen uns, dass sich Menschen mit ihren Anliegen vertrauensvoll an die Johanniter wenden und damit noch Wünsche in Erfüllung gehen.“

Die Johanniter sind für diesen Einsatz sehr dankbar: „Wir können den Spenderinnen und Spendern gar nicht genug danken, dass sie uns so prompt und großzügig unterstützen,“ sagt Dirk Gähle, Mitglied im JUH-Regionalvorstand Harz-Heide. Ohne diese Art der Zuwendungen wäre es nicht möglich, diesen Dienst am Menschen einzurichten und langfristig aufrechtzuerhalten.

„Wir freuen uns, dass das Fahrzeug nun vollumfänglich zur Verfügung steht“, sagt Samantha Brinkwirth, Dienststellenleiterin des JUH-Ortsverbands Salzgitter und Initiatorin der Wunsch-Ambulanz. Zur Ausstattung gehören auch Geräte, die es ermöglichen, intensiv zu betreuende Palliativ-Patientinnen und -Patienten zu begleiten. „Daneben wollen wir aber auch eine warme Atmosphäre schaffen, damit sich unsere Gäste wohlfühlen. So werden wir zum Beispiel noch Kuscheldecken organisieren. Je nach Gast müssen wir uns auf neue Gegebenheiten einstellen,“ beschreibt Samantha Brinkwirth die Situation.

Schwerkranke Kinder und Jugendliche, ältere Menschen auf dem letzten Weg – die Bandbreite ist groß und verlangt, jeden Einsatz neu und individuell zu betrachten. Außer Verbrauchsmaterial wie Sauerstoffflaschen mussten auch werbliche Materialien in Umlauf gebracht werden. Die Kontaktaufnahmen zu Hospizdiensten und Hospizen nicht nur in Salzgitter und Umland wurden aufgenommen und werden weiterhin ausgebaut.

Stolz seien die Johanniter auf die Ehrenamtlichen, die sich der Aktion verschrieben haben, so Dirk Gähle. Aktuell stehen elf Aktive für das Projekt zur Verfügung. Einige von ihnen konnten bereits zwei Einsätze begleiten. Ein weiterer ist in Anfrage: Die Fahrt eines schwerkranken 79jährigen, der eine Fahrt zum Nürburgring machen möchte.

Mitte Oktober besuchte die Wunsch-Ambulanz mit einem schwerkranken Mann und dessen Lebensgefährtin noch einmal wichtige Ortes seines Lebens im Harz. Die Reise führte sie unter anderem auf den Campingplatz, wo er ein letztes Mal seinen geliebten Schmandkuchen im „Café Bothe“ in Wolfshagen verspeiste mit Blick auf die mächtige Innerste-Talsperre. In Goslar lauschte der 93-jährige Hospizgast dem Glockenspiel auf dem Marktplatz, bevor es nach Hahnenklee ging. Die berühmte Stabkirche des Ortes hatte für den Mann eine besondere Bedeutung. Dort saß er Seite an Seite mit seiner Lebensgefährtin, fand Trost und Frieden in der Stille und im Gebet.

Die Ehrenamtliche Ines Bähr-Vogt, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Sven Bartels dabei war, war tief gerührt von der Fahrt: „Diese Reise war ein Akt der Erinnerung und der Reflexion über ein langes, erfülltes Leben.“ Die ganze Zeit über war spürbar, wie viel Frieden und Dankbarkeit der Gast empfinde. Bereits Anfang Oktober hatten die Wunsch-Ambulanz eine Hochzeit eines jungen Paares verschönert. Sie sorgte dafür, dass die Großeltern des Bräutigams mit dabei sein konnten.

„Unsere Fahrgäste haben einfach keine zweite Chance mehr, wichtige Dinge in ihrem Leben zu erleben. Deshalb setzen wir alles daran, diese letzten Wünsche noch möglich zu machen“, so Samantha Brinkwirth. Aber auch chronisch schwer erkrankte Menschen, die lange das Haus nicht mehr verlassen haben, oder deren Angehörige und Betreuende können sich bei der Wunsch-Ambulanz melden, wenn sie Unterstützung bei einem Ausflug benötigen.

Ebenso gilt das für Familien mit schwerkranken Kindern, deren gesunde Geschwisterkinder häufig zurückstehen müssen. „Hier kann ein Ausflug in den Zoo oder zum Minigolf eine Auszeit in der belastenden Situation schaffen und das gesunde Geschwisterkind in den Mittelpunkt rücken.“ Die Johanniter-Wunsch-Ambulanz ist ein rehrenamtliches Projekt, das auf Spenden und freiwillige Helfer angewiesen ist. Informationen gibt es per E-Mail an salzgitter@johanniter.de.

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