Schon vor einigen Monaten war Wolter als Investor auf die Stadt zugekommen. Der Freund innovativer Wohngebäude hatte mit Projektleiter Daniel Manthey und Architekt Peter Teicher etwas Kühnes auf dem erworbenen Grundstück am Eingang der Straße Am Schlossgarten nahe der Ise vor.
Nerlich nahm die Haltung der Stadt vorweg: Das Wohnprojekt könne durchaus „polarisieren“, aber die Stadt sehe darin „ein positives Signal“, wenn Projekte, „die mal etwas anderes sind“, an sie herangetragen werde. Solch ein offensives und vertrauensbildendes Vorgehen erlebe die Stadt selten, sagten er und Stadtbaurat Oliver Bley übereinstimmend. Bley lobte: „Das ist etwas ganz Neues“ und sprach von einer „mutigen Optik“, die die Gebäude der Umgebung in Beziehung nehme.Wolter betonte, er wolle als Gifhorner „etwas Schönes“ aus dem Grundstück machen. Will heißen: Mehr schaffen als das jetzige dort noch stehende Einfamilienhaus. Die exponierte Lage an Ise und den markanten Punkten Mühlenquartier, Hochzeitsmühle und Verwaltungsgebäuden hätte sich dafür angeboten. Das Projekt werde selbstverständlich im Einklang mit Hochwasserschutz sowie Natur- und Artenschutz entstehen.
Das wird nichts von der Stange, betonte Projektleiter Manthey und verwies auf vorherige Projekte des Trios. Der Architekt erläuterte dann seine Idee, wie der Rundbau mit seinen ausgefallenen, nicht gleichmäßigen Rundbalkonen ins städtebauliche Umfeld passe. „Das ist quasi die Antwort auf die andere Straßenseite“, verwies er auf korrespondierende Züge zum Silo des Mühlenquartieres. „Historie trifft hier auf Modernität“, sagte er.Die groben Fakten: Der Bau wird aufgeständert und hat dann fünf Obergeschosse. Diese bieten Platz für elf Wohnungen mit jeweils unterschiedlichen Wohnraumgrößen. Ummantelt wird der Bau aus Beton, der begrünt wird, von geschwungenen Balkonen. Eine Tiefgarage ist ausgelagert, für Autos entsteht ein Aufzug. Photovoltaik auf dem Dach sowie möglicherweise die Nutzung von Ise-Wasser für eine Wasserwärme-Pumpe sollen auch in punkto Nachhaltigkeit modern sein.
Ein zehn Meter breiter Streifen zur Ise hin bleibt wegen des Naturschutzes nicht zugänglich. Sollte die Politik das Projekt absegnen, könnte in Kürze eine notwendige Kartierung der Tierarten beginnen. Diese dauert etwa ein Jahr. Im Mai 2024 könnte dann Spatenstich für den Neubau sein. Die Investitionssumme mochte Investor Wolter noch nicht beziffern. Dazu sei noch vieles nicht kalkulierbar. Ausdrücklich laden der Planer und er jedoch alle Gifhorner ein, das „Projekt kritisch, positiv zu begleiten“, sie versprechen umfassende Transparenz. Und ja, das Projekt sei durchaus mit einem „gewissen Luxus“ in Verbindung zu bringen. Alternativ habe man das Grundstück aber auch weiterhin als Einzelgrundstück für ein Wohnhaus nutzen können, entgegnen sie möglichen Kritikern.