Dass ein Amboss für Musik eingesetzt wird, ist allerdings keineswegs die Idee von Troppmann und Ruloffs. Die „Amboss-Polka“ wurde von Albert Parlow im 19. Jahrhundert komponiert. Bei dem Stück werden mittels rhythmischen Schlagens mit zwei Hämmern auf einen Amboss zwei verschiedene Töne erzeugt, begleitet wird dies von weiteren Musikern, manchmal sogar – je nach Arrangement – von einem kompletten Orchester.
Nun hat ein Amboss einen entscheidenden Nachteil: Er ist sehr schwer. Ihn einfach ohne Hilfsmittel wie eine Trompete, eine Gitarre oder ein anderes Musikinstrument mitzunehmen, klappt im Normalfall also nicht. „Darum haben wir einen Amboss erfunden, der tragbar und leicht zu transportieren ist“, schildert Troppmann. Statt im Schnitt 250 Kilogramm bringt das Modell der Tüftler aus dem Kreis Gifhorn gerade einmal fünf Kilogramm auf die Waage. Und das, obwohl er genau so groß ist wie ein Exemplar, das man in einer Schmiede findet. Denn die „Light-Variante“ besteht nicht aus massivem Stahl, sondern aus Holz, dem lediglich ein Stahl-Look verpasst wurde.
Zum Schmieden ist dieser Amboss entsprechend nicht geeignet, dafür aber für die „Amboss-Polka“. Für den Klang sorgen zwei Glocken, die im Inneren verbaut sind. Außerdem kommen beim Musizieren keine Stahl-, sondern Holzhämmer zum Einsatz, erklärt Troppmann. „Unser Amboss klingt sogar besser als ein echter“, findet der Tüftler und lacht. Sechs Wochen lang bastelten er und sein Kollege an dem Instrument, bis es endlich fertig war. Mit Ambossen kenne sich Troppmann übrigens aus, wie er erzählt: In den 1950er Jahren habe der heute 80-Jährige nämlich eine Lehre zum Schmied gemacht.
Eingesetzt wurde der „Light-Amboss“ bereits: Troppmann hat sich kürzlich zum ersten Mal in Brome mit den Ziehharmonika-Spielern Gerhard Dehling und Manfred Schulze sowie dem Gitarristen Bernd Kopp zum Üben getroffen. Dabei machte der Amboss schon einmal gar keine schlechte Figur. Auftreten wolle das Quartett in Zukunft auch, sagt der Weyhäuser Tüftler. Wer einen Auftritt buchen möchte, kann sich bei Otto Troppmann unter Telefon (01 75) 8 78 36 33 oder per E-Mail an ottotroppmann@aol.com melden. „Wir würden bei unseren Auftritten dann auch etwas für den guten Zweck sammeln“, so Troppmanns Idee.
Mit ihrem Zapfwellen-Orchester waren er und Ruloffs übrigens kürzlich auf dem Schoduvel, dem Karneval in Braunschweig, unterwegs. Bei dem Gerät handelt es sich um einen Trecker der Marke Normag, Baujahr 1952, an das sechs Instrumente angebaut sind, die selbstständig spielen, wenn der Traktor läuft. Damit sei das Duo vor ein paar Jahren sogar mal zur RTL-Castingshow „Das Supertalent“ eingeladen worden. Doch habe Jury-Mitglied Dieter Bohlen gesagt, das Talent habe ja der Traktor und nicht die beiden Leute, die ihn anschmeißen, erzählt Troppmann. Daraufhin habe er dem berühmten Pop-Titanen die Meinung gesagt – gesendet habe man den Clip letztendlich nicht, sagt der Weyhäuser. Vielleicht klappt dafür mit dem tragbaren Amboss ein TV-Auftritt. Der erste wäre es für Troppmann nicht.