Vor ein paar Tagen meldete sogar die Tagesschau, dass Elin in die Sesamstraße einzieht. Elin ist eine Puppe. Und sie sitzt im Rollstuhl. Eine wunderbare Idee, dass diese Sendung inklusiver wird. Spät, aber immerhin. Im richtigen Leben sind wir noch später dran, wenn man bedenkt, wie viele Hindernisse es noch gibt und wie wenig barrierefrei der Alltag ist. Zum Glück tut sich etwas, aber es müsste eigentlich schneller gehen. Als die erste deutsche Ausgabe der Sesamstraße ausgestrahlt wurde, hatten wir noch keinen Fernseher, aber ich war sowieso gerade mal ein halbes Jahr alt. Später in den 70ern jedoch waren das Krümelmonster, Ernie, Bert, Kermit, Grobi, Graf Zahl, Samson und all die anderen meine innigst geliebten Freunde. Mich haben die Puppen immer fasziniert und sie waren lebendig. In diesen Tagen probe ich gerade mit Herrn Momsen unser neues, inzwischen drittes Theaterstück, das demnächst im Theater am Aegi in Hannover Premiere feiert. Herr Momsen ist theoretisch ebenfalls eine Puppe, hinter der der wunderbare Puppenspieler Detlef Wutschik steckt. Ihn sehe ich allerdings gar nicht mehr, weil Herr Momsen für mich so quicklebendig ist, dass ich sogar schon von ihm geträumt habe. In diesem Traum hat mich Herr Momsen durch die Gegend gefahren. Ohne Puppenspieler. Die Phantasie aus der Sesamstraßenzeit habe ich zum Glück auch in mein fünftes Lebensjahrzehnt gerettet. Die einzige Frage, die bei diesem Traum offen blieb, ist die, ob Herr Momsen überhaupt einen Führerschein besitzt. Matthias Brodowy