„Es gibt noch keinen neuen Stand“, erklärte Nowak zu Wochenbeginn und verweist darauf, dass es sich um ein laufendes Verfahren handele, zu dem aus ermittlungstaktischen Gründen keine näheren Angaben gemacht würden. Nur so viel: Bei der Aufnahme der Umstände des Vorfalles hätten sich Hinweise ergeben, die „einen Straftatbestand nahelegen“. Neben dem Verdacht der Jagdwilderei geht es formal auch um einen Verstoß gegen das Naturschutzgesetz. Nach Polizeiangaben wies der Wolf „erhebliche Verletzungen“ im Bereich des Kopfes auf.
Auch der Gifhorner Wolfsberater Karl-Gustav Laser, der in der Sache hinzugezogen worden war, will „keine Spekulationen“ in die Welt setzen: „Viele Dinge sind da möglich.“ Der Wolf von der Wolfsburger Straße werde wie andere Totfunde auch über das Wolfsbüro des Landes Niedersachsen ans Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin geschickt. Dort würde eine Sektion des Tierkörpers vorgenommen, ähnlich umfangreich wie bei der gerichtsmedizinischen Obduktion einer menschlichen Leiche. Neben Alter und Herkunft des Wolfs würde dabei auch die Frage nach der Todesursache geklärt, so Laser. Mit Ergebnissen, zusammengefasst in einem Gutachten, sei erst „in mehreren Wochen“ zu rechnen.
„Das Thema Wolf ist omnipräsent und sehr sensibel“, betont Marion Klopp. Die Meinungen lägen mittlerweile „sehr weit auseinander“. Die Position der Jagdverbände sei eindeutig, eine „Regulation“ der stark wachsenden Wolfspopulation sei notwendig. In diesem Zusammenhang anlässlich des Wolfsfundes jedoch „pauschale Vermutungen“ anzustellen, sei „fischen im Trüben“. Sollte es jedoch der Fall sein, dass es sich um Jagdwilderei handele – seitens eines Jagdausübungsberechtigten oder eines anderen – sei diese Form von „Selbstjustiz“ entschieden zu verurteilen: „Wir alle haben uns an Recht und Gesetz zu halten.“ Unabdingbar sei jedoch, dass mehr Aufklärung betrieben werde.
Der Landkreis Gifhorn sei laut Statistik in Niedersachsen die Gebietseinheit „mit den meisten Wolfsrissen bei Nutztieren“, sagt der Gifhorner Landvolk-Vorsitzende Joachim Zeidler. Aber deshalb bei dem getöteten Wolf anzunehmen, dass jemand das Recht in die eigenen Hände genommen habe, sei „zu diesem Zeitpunkt an den Haaren herbei gezogen“. Solange die Untersuchungen liefen, sei alles spekulativ. Auch Zeidler ist der Ansicht, dass eine Begrenzung der Wolfspopulation erforderlich ist: „Aber das muss die Politik in Hannover oder Berlin entscheiden.“ Und wenn es bei einer angenommenen Vermehrungsrate von 30 Prozent bleibe, komme man auch irgendwann nicht umhin, dies zu tun.