Der Paukenschlag kam im September 2021: Maik Schaffhauser und sein Vize Stefan Heinemann legten ihre Ämter nieder. Von einer Hängepartie seitdem wollen weder Bürgermeister Matthias Nerlich noch Stadtbrandmeister Matthias Küllmer sprechen. „Es gab de facto keine Vakanz“, so Nerlich. Seit einem Jahr gibt es nun die kommissarische Besetzung der Führungsspitze. Und auch davor sei die Ortswehr nicht führungslos gewesen, versichert Küllmer. „Wir reden von einer großen Feuerwehr.“ Da gebe es jede Menge Zug- und Gruppenführer. Und die hätten die Führung organisiert.
Auf diesen personellen Vorteil setzt die Kernstadtwehr nun auch langfristig, um dem Ortsbrandmeister und seinem Stellvertreter mehr Aufgaben abzunehmen und beide zu entlasten. So seien neue Posten geschaffen worden. Zum Beispiel übernehme Frank Maiwald, der zum Team der Brandmeister vom Dienst gehört, die Aufgaben rund um Ausbildung und Lehrgänge.
Zum Thema Entlastung für die Führungsspitze habe es viele Gespräche und Arbeitskreise gegeben, sagt Michel. „Das ist auch noch nicht abgeschlossen.“ Auch eine externe Expertise – gegen die eigene „Betriebsblindheit“ – ist laut Nerlich eingeholt worden.
Führungskräfte in der Feuerwehr haben immer mehr Arbeit zu erledigen, bis hin zu Verwaltungstätigkeiten wie das Schreiben von Einsatzberichten. Das müssen sie mit Familie und Beruf unter einen Hut bringen. „Ehrenamtliche Tätigkeit ist schwierig geworden, Menschen dafür zu finden ist schwierig geworden“, sagt Nerlich, dem die Erleichterung über die Lösung der Personalfrage an der Spitze der Ortswehr beim Pressegespräch deutlich anzusehen ist.
Michel ist beruflich tätig als Sachbearbeiter bei einem Autozulieferer, seit 1985 in der Feuerwehr und war von 2013 bis 2019 schon einmal Ortsbrandmeister. Er stellt sich nun mit 58 Jahren zu einer weiteren Wahl. Eine dritte strebt er aus Altersgründen nicht an, denn es wäre nur eine halbe Amtszeit möglich.
Misselhorn als sein Stellvertreter, so wird das im Pressegespräch deutlich, dürfte sich danach als sein Nachfolger bewerben. Der 44-Jährige ist seit seinem zehnten Lebensjahr in der Feuerwehr, seit fünf Jahren im Brandmeister-vom-Dienst-Team und seit 2015 hauptamtlicher Gerätewart. Damit hat er den unschlagbaren Vorteil, dass er mit seinem Arbeitgeber keinen Ärger bekommt, wenn er zum Einsatz muss – worauf auch der Bürgermeister als sein Chef hinweist.
„Ich bin sehr froh, dass es diese beiden sind“, sagt Küllmer über das Duo. Beispiel Einsatzleitung beim Tischlerei-Brand am Eyßelheideweg: „Ich konnte abgeben, und es lief trotzdem“, fasst er die Kompetenz der beiden in einem Satz zusammen.
In einer Versammlung am 12. Mai stellen sich nun Michel und Misselhorn zur Wahl. Ist diese erfolgt, wird die Politik über die Ernennung als Ehrenbeamte beraten und beschließen. Auch das ist ein Unterschied zwischen kommissarisch und gewählt: Beide sind noch keine Ehrenbeamten. Dieser Titel bringt zusätzliche Befugnisse und Rechte, aber auch Pflichten mit sich.