Demnach ist der Renteneintritt der Babyboomerjahrgänge (1946 bis 1964) eine Herausforderung für das Rentensystem, aber keine beispiellose Belastung. Größere Herausforderungen habe Deutschland bereits in der Vergangenheit bewältigt und der Rentenbeitrag sei dennoch stabil geblieben, hieß es.
Die Rentenkasse steht wegen des demografischen Wandels einer grundsätzlichen Problematik gegenüber: Bis 2035 verlassen laut Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieben Millionen Menschen den Arbeitsmarkt. Das verschärft nicht nur den Fachkräftemangel, sondern auch die Finanzlage der Rentenversicherung. Denn das Rentensystem ist umlagefinanziert: Die heutigen Beitragszahlerinnen und -zahler zahlen die aktuellen Renten. Prägt sich jedoch die Asymmetrie zwischen beiden Gruppen zu sehr aus, verschärft sich die Finanzlage.
Das zeigt sich durch den sogenannten Altenquotient. Der Faktor sagt aus, wie viele Menschen im Rentenalter auf 100 Menschen im Erwerbsalter kommen. Kamen 1960 noch 18 Menschen im Rentenalter auf 100 Personen im Erwerbsalter, waren es 2020 schon 35. Der Blick nach vorn zeigt, dass die demografische Herausforderung zwar zunehmen wird, aber nicht so stark wie einst angenommen. Im Jahr 2060 würden demnach 45 Personen auf 100 Menschen im Erwerbsalter kommen. In früheren Bevölkerungsvorausberechnungen ging man noch von einem Wert von 55 aus.
Die Statistikerinnen und Statistiker gehen mittlerweile davon aus, dass die Geburtenrate leicht sinken und der Anstieg der Lebenserwartung geringer ausfallen werde. Des Weiteren ist die Zuwanderung ein wichtiger Aspekt, die demnach zunehmen werde. Der Rentenversicherung zufolge wirkt zudem die Anhebung des Rentenalters dämpfend.
Die Rentenversicherung weist darauf hin, dass der bevorstehende demografische Wandel keine Herausforderung sei, die erstmalig die Gesellschaft betreffe. Schon früher habe es Befürchtungen gegeben, dass die Alterssicherung nicht finanzierbar sei. Das sei bisher jedoch nicht eingetreten, hieß es weiter. Dabei bezieht sich die Rentenversicherung auf Daten, die die vergangenen Jahrzehnte mit den bevorstehenden vergleicht. So sei der Altenquotient von 1990 bis 2020 von 24 auf 35 gestiegen. In den nächsten drei Jahrzehnten fällt die Steigerung wahrscheinlich geringer aus: Von 2020 bis 2050 steigt der Faktor voraussichtlich von 35 auf 43. Und die Statistik zeigt, dass der Rentenbeitrag bisher stabil geblieben ist, obwohl die Herausforderung früher größer war.
Ob der Beitragssatz in Zukunft ebenfalls stabil bleibt, hängt allerdings von politischen Entscheidungen ab. Aktuell gelten für das Rentenniveau – das Verhältnis der Standardrente zum Durchschnittseinkommen – und für den Rentenbeitrag sogenannte Haltelinien. Eine Haltelinie sorgt dafür, dass das Rentenniveau bei 48 Prozent bis 2025 abgesichert ist. Eine weitere Haltelinie legt fest, dass der monatliche Rentenbeitrag bis 2025 nicht auf mehr als 20 Prozent steigt.
Die Bundesregierung arbeitet gerade an einem zweiten Rentenpaket: Darin soll unter anderem ein Kapitalstock zur Stärkung des Rentensystems verankert werden sowie die weitere Regelung der Haltelinien. Die Ampel will die Haltelinie für das Rentenniveau beibehalten, beim Beitragssatz soll sie nicht länger gelten. Das würde bedeuten, dass womöglich bald höhere Rentenbeiträge auf die Menschen zukommen werden. Das bestätigte jüngst Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) – er versicherte gleichwohl, dass die Sätze nicht zu stark ansteigen werden. Ein anderer Hebel zur Sicherung der Finanzlage wäre die Erhöhung des Renteneintrittsalters – ein ständiges Reizthema in der Politik. Die Ampel hat eine Anhebung ausgeschlossen.