Die Politik war auf Nachfrage der AZ schneller mit Antworten zur Stelle. Nicole Wockenfuß von Bündnis 90/Die Grünen jedenfalls fühlt sich von der ADFC-Umfrage in ihren Erfahrungen bestätigt. „Was ich am schlechtesten bewertet habe, haben auch andere schlecht bewertet.“ Was sie aus den Kommentaren herausliest: „Da scheinen Leute richtig sauer zu sein.“
„Das ist kein gutes Ergebnis“, sagt Gunter Wachholz, Chef der SPD-Fraktion, die zusammen mit der CDU die Mehrheit im Rat der Stadt bildet und bei den Radlern nicht gut wegkommt. Doch dass die SPD, die die Grünen als Koalitionspartner abgelöst hat, nun bei der Verkehrswende auf der Bremse stehen soll, will Wachholz so nicht stehen lassen. Lastenräder und Anhänger behindernde Umlaufsperren abbauen, weitere Haltegriffe an Ampelmasten anbringen, sichere Abstellanlagen am Bahnhof Gifhorn (Süd) aufstellen: Alles SPD-Anträge, deren Umsetzung auf sich warten lasse, sagt Wachholz. „Wir haben viele Maßnahmen beschlossen.“ Aktuell gehe man das Problem toter Winkel an mit dem Auftrag, zu prüfen, wo die Stadt entsprechende Spiegel installieren könnte.
„Es ist eine ganze Menge in der Pipeline“, sagt auch CDU-Fraktionschef Thomas Reuter. Unter anderem eine Neuordnung des Verkehrs am Schillerplatz, wo der Tiefbau der Braunschweiger Straße eine überflüssige Linksabbiegerspur zugunsten von Radfahrern und Fußgängern streichen soll. Reuter verweist auch auf die Großbaustelle Tangente: „Da tut sich was.“ Ebenso zwischen der BGS-Siedlung und Wilsche.Reuter räumt ein, mit den zeitlichen Abläufen unzufrieden zu sein. Doch häufig liege es schlicht und einfach an der Beantragung und Gewährung von Fördermittel für die zuweilen teuren Maßnahmen. „Das dauert seine Zeit.“ An der SPD liege es jedenfalls nicht, nimmt er seine Partner in Schutz vor entsprechenden Vorwürfen bei der ADFC-Umfrage. „Ich glaube nicht, dass es mit einem anderen Koalitionspartner schneller gegangen wäre.“
Die Mehrheitsgruppe will das Thema nun in ihrer Arbeitsgruppe Mobilität auf die Tagesordnung bringen. Reuter ist zuversichtlich, dass die Gifhorner bei der nächsten Umfrage zum ADFC-Fahrradklimatest 2024 Grund haben, bessere Noten zu verteilen.