Eigentlich hatte alles auf ein aussichtsreiches Erdbeer-Jahr hingedeutet. „Dann gab es aber am 17. und 18. Mai plötzlich und ohne Vorwarnung Frost“, berichtet die Landwirtin. „Der hat bei uns schon für Ausfälle gesorgt.“ Mit so vielen Helfern wie möglich habe man versucht, möglichst viele Pflanzen durch Vlies noch vor der Kälte zu schützen. „Aber alles haben wir nicht schaffen können“, bedauerte Schulze. „Das war ein Riesenberg an Zusatzarbeit.“
Nun wolle sie aber nach vorne gucken: „Die ersten Erdbeeren waren schon sehr lecker.“ Die „große Ernte“ steht aber erst Anfang Juni an. „Wir kommen der Sache näher.“ Schulze will auch in diesem Jahr wieder Möglichkeiten zum Selbstpflücken anbieten. „Genaue Termine stehen dafür aber noch nicht fest“, sagt sie. „Die können wir erst kurzfristig festlegen, schließlich muss ja auch genug zum Pflücken reif sein.“
Auch André Busse hatte auf seinem Beerenhof in Leiferde mit dem plötzlichen Frost zu kämpfen. „Von einigen Sorten, die gerade in Blüte standen, sind uns 30 bis 50 Prozent erfroren“, so Busse. „Das wird in ein paar Wochen ein Loch reißen. Das ist schon ein gewaltiges Problem für uns.“ Frühe Sorten wie „Garda“, die er in seinem Tunnel anbaut, seien glücklicherweise größtenteils bereits geerntet.„Das viel größere Problem für uns ist aber ein ganz anderes: der Absatzmarkt“, betont Busse. „Die Leute greifen in den Supermärkten leider nach wie vor zur Billigware aus dem Ausland.“ Entsprechend seien seine Absätze zurückgegangen. „Die Supermärkte nehmen deutlich weniger Stiegen bei mir ab als noch ein paar Jahre zuvor“, so Busse. Da es in vielen anderen Anbauländern keinen Mindestlohn, keine Beschränkungen beim Beregnungswasser und auch kostengünstigere Pestizide gebe, könnten ausländische Anbieter trotz Frachtkosten auf einem ganz anderen Preisniveau arbeiten.
Einerseits könne er den Blick aufs Preisschild durchaus nachvollziehen. „Denn auch ich habe beispielsweise mit höheren Energiekosten zu kämpfen.“ Doch wenn sich das Kaufverhalten in der Bevölkerung nicht ändere, sehe er schwarz für den deutschen Erdbeer- und Spargelanbau.
„Letztes Jahr habe ich weder mit Beeren noch mit Spargel Geld verdient.“ Daher habe er in diesem Jahr bereits die erste Konsequenz gezogen und die Anbaufläche um ein Drittel reduziert. „Getreide und Zuckerrüben erzielen Höchstpreise auf dem Markt“, so Busse. „Bei Erdbeeren und Spargel drückt der ausländische Markt einfach zu sehr.“
Er hoffe zwar auf einen Gesinnungswandel in der Bevölkerung, sei aber skeptisch. „Letztes Jahr musste ich den Preis so weit senken, dass ich nichts mehr an den Erdbeeren verdient habe. Erst dann haben die Supermärkte auch wieder vier oder fünf Stiegen abgenommen.“ Früher seien es regelmäßig acht Stiegen gewesen.
„Die Erdbeerkulturen befinden sich allgemein in einem guten Zustand“, so Busse. „Es besteht durchaus Hoffnung für eine gute Ernte.“
Über eine solche freut sich Viktoria Kuhls aus Neubokel. In einem Gewächshaus baut sie in neun Reihen Erdbeeren zum Großteil für den Eigenbedarf an. „Wir ernten bereits seit Anfang Mai“, so Kuhls. In diesem Jahr hat sie erstmals die Sorte „Magnum“ angebaut – und ist begeistert: „Die Erdbeeren sind superlecker.“ Über die Ernte könne sie nicht klagen. „Wir hatten keinerlei Ausfälle.“ Noch voraussichtlich bis Mitte Juni wird die Ernte wohl andauern.