Seit gut zwölf Jahren lebt die heute 44-Jährige mit ihrem Mann Joachim auf dem Traditionsbauernhof Kalbe. Die Tochter (8), der Sohn (4) – der Wiedereinstieg in den alten Beruf als medizinische Fachangestellte nach der Elternzeit stünde bevor. Wenn da nicht das besondere Lebensgefühl auf einem Hof zu einem neuen Kapitel führen würde. Die Landwirtschaftskammer hatte einen Kursus für Bauernhofpädagogik ausgeschrieben. Die 44-Jährige war sich gleich sicher, dass das genau das Richtige für sie ist.
Seit Oktober ist sie frisch zertifiziert. Die Ideen, was sie auf dem Hof in Westerbeck anbieten möchten, sprudelten schon vorher. Nur mit den eigenen Meerschweinchen ließ sich nicht auftrumpfen. Bis immer häufiger ihr zur Anschaffung von Hühnern geraten wurde. Was ihr zunächst ganz und gar nicht zusagte. Heute muss sie über ihren Widerstand nur so lachen. Und das erste gelegte Ei sei „wie ein Weltwunder“ gewesen, erinnert sie sich amüsiert.
Der ehemalige Kälberstall ist nun zum Aktionsraum mit angrenzendem Hühnerstall umgebaut. Die 44-Jährige, inzwischen Expertin in Hühnerrassen, kann sich kaum sattsehen von Nackthalshuhn „Fräulein Geier“, Grünlegermix „Schoki“ und Leghorn „Täubchen“. Richtig gelesen: Jedes Huhn hat einen Namen, ein Foto nebst Rassenbezeichnung ziert eine große Tafel.
Und nicht nur die zertifizierte Bauernhofpädagogin blüht in dem Raum auf. Hier findet ein Großteil ihrer Events für Kinder statt. Hier darf gestaunt werden über gelegte Eier, die je nach Rasse unterschiedlicher nicht sein könnten. Desiree Kalbe kann sogar namentlich bestimmen, welches Tier das Ei gelegt hat. Rätseln dürfen auch die Mädchen und Jungen, etwa über das Futter, das Hühnern bekommt, oder den Trick, wie man ungekochte und rohe Eier voneinander unterscheidet. Und der Clou ist die „Hühner-Pizza“, die die Kinder für die Tiere zubereiten dürfen.„Das ist einfach so schön mit den Kindern“, sagt Desiree Kalbe. Kinder spielerisch Natur erkunden lassen, sei ihr Ziel. Will auch heißen: Feste Zeitpläne für Kindergeburtstage und Aktionen macht sie nicht. Dazu sind auch die Outdoor-Angebote am Damwild-Gehege zu verführerisch. Dort können Kinder auf den Hochsitz klettern und nach Tieren Ausschau halten. Es gibt einen Balancier-Pfad aus dicken Baumstämmen, einen Ort, wo Skelettteile von Damwild erkundet werden können.Und auch solche Verblüffung erlebt die Bauerhofpädagogin: „Dass man mit ollen Brennnesseln sogar noch etwas Leckeres kochen, hat die Kinder total begeistert.“ Schnecken beobachten, in der Pfütze rummatschen – hier geht es nicht um stures Lernen, sondern Erleben in der Natur. Das wissen inzwischen schon die ersten Kindergärten zu schätzen, auch Kindergeburtstage sind schon gelaufen.
Für Desiree Kalbe ist das alles erst der Anfang ihres zunächst auf drei Jahre angelegten Projekts. Mit Bienen wolle sie auf jeden Fall noch etwas anbieten. Und auch andere Ideen kann sie sich gut vorstellen. Mit dem „Weltwunder“ Ei jedenfalls hat sie schon einmal den Grundstock gelegt.