2005, damals noch als Student, startete Kompio mit Gleichgesinnten die Kurzfilmschmiede. Der Wunsch, selbst einmal einen Film zu drehen, reifte in ihm, als er ein Making-Of als Bonusmaterial einer Blu-ray schaute. Schon als Kind habe er gern mit dem Camcorder seines Vaters im Urlaub experimentiert, erinnert er sich. Die Idee zum von ihm geschriebenen und dann auch filmisch realisierten Erstlingswerk „Herz zu gewinnen“ kam ihm „aus einer Laune heraus“, nachdem er zuvor in einer Uni-Theatergruppe mitgespielt hatte.
Den ersten „kleinen Wendepunkt“ im Schaffen markierte 2011 „Der letzte Tag“, eine filmische Hommage an „Perry Rhodan“. Die Heftromanserie feierte damals 50. Jubiläum unter anderem mit einem Fanfilmwettbewerb („Stardust Award“). „Wir haben mit unserem Beitrag den dritten Platz belegt“, erzählt Kompio und unterstreicht zugleich, dass Filmemachen eben „keine One-Man-Show, sondern immer Teamwork“ ist. In der übrigens für Neulinge stets offenen Kurzfilmschmiede bringt sich jede und jeder mit ihren und seinen Stärken ein, sei es Kamera, Licht, Ton, digitale Effekte, Drehbuch, Regie oder Schauspiel. Niemand ist auf eine Aufgabe festgelegt, alle können sich ausprobieren und so auch weiterentwickeln.
Kürzlich abgedreht hat die Kurzfilmschmiede „Der Kristall“, einen Streifen, der im Universum der post-apokalyptischen Heftromanserie „Maddrax“ spielt. Der Dreh sei schon „recht aufwendig“ gewesen, sagt Kompio. Denn erstmalig brauchte man Kostümdesign und Kampfchoreografien. Zum Glück konnte man für das Projekt einen Star-Wars-Fanfilmer mit seinem Knowhow in beiden Bereichen gewinnen – einer der Vorteile, in der Szene so gut vernetzt zu sein wie der zehn- bis zwölfköpfige „harte Kern“ der Kurzfilmschmiede. „Wir pflegen alle Netzwerke“, unterstreicht Kompio.
Hollywood-Regisseur Woody Allen habe mal gesagt, dass er einen Kinofilm pro Jahr anstrebe. „Dann sollte ein Kurzfilm pro Jahr doch zu schaffen sein“, erzählt Kompio mit einem Augenzwinkern. An Ideen und Leidenschaft dafür mangelt es der Kurzfilmschmiede jedenfalls nicht. So sind kurzfristig mit „Jin, Jiyan, Azadî“ („Frau, Leben, Freiheit“) und „Intermission“ zwei weitere Projekte in Planung, langfristig möchte Kompio mit seinem Team „Arigatō“ angehen.„Jin, Jiyan, Azadî“ basiert auf dem autobiografischen Drehbuch der aus dem Iran stammenden Journalistin Farzane Mir Seyed Saeedi, mit der Kompio 2017 schon „Angsthase“ realisiert hatte. Anhand eines Mädchens soll „Jin, Jiyan, Azadî“ verdeutlichen, wie enorm die Mullahs den Iran in den 1980er-Jahren gesellschaftlich verändert haben. Die Regie teilt sich Kompio mit der Drehbuchautorin.
„Intermission“ hat Ralf Seyfried geschrieben. „Zwei Männer auf einer Brücke, die sich unterhalten“, fasst Kompio den mit Verschwörungsmythen spielenden Film knapp zusammen. Ähnlich kurz soll die Laufzeit sein: drei Minuten. Drehbeginn ist im Herbst in Gifhorn. „Arigatō“ schließlich fußt auf der japanischen Mythologie und soll mit japanischen Schauspielerinnen und Schauspielern besetzt werden. Für Kompio macht auch das Filmprojekte sehr spannend: „Man kommt immer wieder mit anderen Kulturen in Kontakt, verlässt die eigene Bubble.“
Zu sehen sind alle Werke der Kurzfilmschmiede übrigens bei YouTube. Jüngst ist der im Neudorf-Platendorfer Moormuseum gedrehte Kurzfilm „Brenntorf“ dort online gegangen. Bei den Veröffentlichungen geht es nicht um Views und Likes: „Wir machen die Filme vor allem für uns“, betont Kompio. Der Upload sei bloß eine schöne Erinnerung. Habe man einen Film hochgeladen, sei man ohnehin „im Kopf schon längst beim nächsten Projekt“, sagt der Gifhorner Filmemacher.