Noch ist die Karte, die auf den Tischen im Trachtenhaus und im Brothaus ausliegt, überschaubar, was die Speisen angeht. Der Koch sei bereits eingestellt, sagt Projektleiter Sebastian Lipper. Die Küche sei allerdings noch Baustelle. „Wir arbeiten daran, dass sie Form annimmt.“ Ab dem Frühjahr soll es dort auf dem Herd brutzeln.
Ein Restaurantbetrieb werde es nicht, sagt Lipper. „Es wird ein Wirtshaus.“ Mit bodenständigen Speisen, etwa Bratkartoffeln – mit Sauerfleisch oder als Bauernfrühstück – und je nach Saison Grünkohl und Spargel. „Es darf auch gern mal ein Steckrüben-Gericht sein.“ Ganz gemäß dem Konzept, das Dr. Kifle Tondo und seine Frau Hargewine sowie Lipper von Vision+Trust im Mühlenmuseum in der Gastro und im Hofladen umsetzen: Die Tomaten müssen nicht hochglanzpoliert, sondern wie die Dosenwurst aus der Region sein, und wenn weite Wege unvermeidbar sind, dann bitte zu 100 Prozent fair gehandelt wie der Kaffee aus Äthiopien.
Apropos Kaffee: Die für 2023 im Keller der Natascha-Mühle geplante Rösterei soll im neuen Jahr an den Start gehen. Ebenso die Genussmanufaktur mit Schaurösterei im Steinweg 42, deren Start Lipper und die Tondos für Juli anpeilen. Nicht nur Koffein-Genießer sollen auf ihre Kosten kommen, denn im neuen Jahr plant Lipper auch Korn-Tastings mit Produkten aus der Region, natürlich auch mit Williges’ Gifhorner Spirituosen. „Es ist eine große Kunst, die Aromen in die Flasche zu bekommen.“ Dabei geht es Lipper und den Tondos nicht allein um den Genuss, sondern die edlen Tropfen sollen das Bewusstsein auf den Wert von Streuobstwiesen lenken.
Auch kulturelle Leckerbissen hat Lipper schon im Terminkalender. So tritt wieder die „Komödie am Altstadtmarkt als Komödie im Mühlenmuseum Open Air“ auf. „Das ist fix, das wird so weitergehen.“ Darüber hinaus verspricht er weitere „kulturelle Highlights, die noch nicht verraten werden“.
Das Mühlenmuseum wird 2024 auch einen Frühlingsmarkt sowie Erzeugermärkte veranstalten. Die Mühlenweihnacht will Lipper dank Kunsthandwerk zu einem „richtigen Weihnachtsmarkt“ ausbauen. Mit den vier Wochenenden in 2023 ist er sehr zufrieden. „Überwältigend“, sagt Dr. Kifle Tondo über das Feedback zur Mühlenweihnacht. „Das ist für uns das Wichtigste: Dass die Leute zufrieden sind.“ Sowohl die Gäste aus Gifhorn, als auch überregional: An den Kennzeichen der Mühlenweihnachts-Besucher habe man gesehen, wie weit die Veranstaltung gestrahlt habe – zum Beispiel bis nach Magdeburg.
Zufrieden ist Lipper auch mit den Eintrittszahlen im Museum. 42.000 Besucher seit der Neueröffnung am Pfingstwochenende: „Das liegt auf jeden Fall über den Erwartungen.“ Zumal zu berücksichtigen sei, dass während Corona einige Reiseunternehmer aufgegeben hätten und die übrigen ihr 2023-er Programm im Vorjahr geplant hätten, als das Mühlenmuseum wegen der Renovierungsarbeiten noch geschlossen war. Zu tun gibt es auch im Museum weiterhin genug, zum Beispiel für Gärtner Kai Bach. Er wird das Streuobst weiter ausbauen sowie einen Bienenzaun mit Ausstellung historischer Imkergeräte und weitere Themenpfade errichten. An den Mühlen selbst gebe es auch genug zu tun, so Lipper. Jeder Hauseigentümer wisse: Fertig werde man nie.
Müssen Besucher des Museums mit höheren Preisen rechnen? Da kommt von Lipper ein klares Nein. „Wir haben uns trotz Kostensteigerungen entschieden, die Eintrittspreise beizubehalten.“
Mehr Kummer habe im alten Jahr die Gastronomie bereitet, räumt Lipper ein. Es habe Lieferschwierigkeiten bei der Zapfanlage gegeben, der Biergarten sei später in den Regelbetrieb gegangen und die Küche fehle eben noch. Deshalb sei man in der Werbung auch zurückhaltend gewesen, um keine falschen Erwartungen zu wecken und somit fatale Enttäuschungen zu provozieren. „Wir mussten erst einmal Personal aufbauen“, sagt Lipper. Das sei immer noch nicht abgeschlossen. Zurzeit sei man zwar mit Aushilfskräften verhältnismäßig gut aufgestellt, was aber auch heißt: „Wir suchen händeringend Vollzeitkräfte mit Gastro-Erfahrung.“