So viel behördliche Aufmerksamkeit hat Plank selten. Als er nach Markt-Feierabend auf die Ausfahrt zum Cardenap zufährt, stehen Paul-Erwin Schwarz und zwei Kollegen vom Fachbereich Ordnung schon parat, um sich persönlich ein Bild zu machen. Plank fährt mit seinem Gespann, einem Mercedes-Laster mit dem zum Anhänger zusammengebauten Verkaufsstand, auf die Poller zu. Weil da noch der Weihnachtsbaum inmitten des Marktplatzes steht, relativ schräg. Doch so dicht Plank auch ranfährt, die Poller bleiben oben.
Plank setzt zurück. Kurz darauf kommt ein anderer Marktbeschicker mit Pickup und Anhänger, fährt einmal um den Weihnachtsbaum rum und recht gerade auf die Poller zu. Die Poller fahren in den Boden und geben den Weg frei. Jetzt versucht es auch Plank auf diesem Weg, rangiert gegen den Uhrzeigersinn am Weihnachtsbaum vorbei, fährt gerade auf die Poller zu – und nichts passiert. Die Poller bleiben oben.
Plank gibt der Karosserie seines Lasters einen Klaps. „Das ist alles Plastik.“ Reagiert deshalb die Induktionsschleife nicht? Das kann sich das Trio vom Ordnungsamt nicht vorstellen. Fahrwerk und Rahmen seien doch aus Stahl. Alle anderen Marktbeschicker kämen problemlos durch, sagt Schwarz. Plank sei der Einzige mit diesem Problem.
Aber es ist diesmal schon das dritte Mal, dass die Anti-Terror-Poller den Weyhäuser nicht durchlassen. Eine Woche zuvor habe er im Rathaus angerufen, eine Mitarbeiterin habe dann die Poller runtergefahren, erzählt Plank. An einem anderen Samstag jedoch war guter Rat vor dem sturen Stahl-Trio zunächst teuer, denn das Rathaus war nicht besetzt. „Ich bin mehrfach hin- und hergefahren.“ Es nutzte nichts – allerhöchstens als Unterhaltung für Passanten. Plank rangierte schließlich umständlich, drehte um und fuhr bei Schütte problemlos aus der Fußgängerzone. Bis vor Kurzem sei das an seiner Stammausfahrt auch möglich gewesen.
Schwarz hat da einen Verdacht. Vor Kurzem habe die Firma die Frequenz der Induktionsschleife geändert. Stadtsprecher Frank Kornath kündigt an, dass das System noch einmal überprüft wird. Hexenwerk sei die Technik jedenfalls nicht: „Das ist eigentlich ein bewährtes System, das häufig eingesetzt wird – zum Beispiel auch an der Volkswagen-Arena oder der VW-Halle.“ Auch Kornath verweist darauf, dass es kein generelles Problem, sondern Plank ein Einzelfall sei. Auch seien andere Poller nicht betroffen.
Die Technik der Induktionsschleifen braucht offenbar ein gewisses „Fingerspitzengefühl“: Die Metalldetektoren sollen Autos und Lastwagen aus der Fußgängerzone ausfahren lassen, aber nicht ständig auf Fahrräder, Kinderwagen oder Rollstühle reagieren. Bis die Induktionsschleifen wieder so eingestellt sind, dass sie auch Planks Lieferwagen wieder erkennen, bekommt der Marktbeschicker sein Handy für die Poller am Marktplatz freigeschaltet. Dann kann er die Poller per Anruf versenken, so wie es Anwohner bei der Einfahrt in die Fußgängerzone handhaben.