Der 1946 gegründete Gifhorner Kulturverein hat rund 500 Mitglieder und ist mit mehr als 50 Veranstaltungen im Jahr, darunter die Kabarettreihe „Heiße Kartoffeln“ sowie die Literaturreihe „Gifhorn liest“, einer der größten Akteure der Kulturszene im Landkreis. Im vergangenen Jahr zählte der Verein insgesamt rund 6.000 Besucher bei seinen Veranstaltungen. „Das ist eines der Probleme in der Kulturszene – die Nachwirkungen der Corona-Pandemie hinsichtlich der Besucherzahlen bei Veranstaltungen. Wir sind heute längst nicht wieder da, wo wir mal waren“, erklärte Dr. Meister. Und Dr. Elga Eberhardt, die für die Veranstaltungsorganisation im Verein verantwortlich zeichnet, ergänzte: „Vor Corona hatten wir 8.000 Besucher. Heute kommen die Menschen viel spontaner, wir können nicht wirklich vorhersagen, ob eine Veranstaltung funktioniert oder nicht.“
Steigende Kosten für Technik, Werbung, Räume, außerdem zu viel Bürokratie, um Fördermittel zu bekommen: „Wenn wir Fördermittel haben möchten, müssen wir erst einen Antrag stellen, um zu sehen, ob wir überhaupt gefördert werden. Mit der Zusage dürfen wir dann Verhandlungen führen und müssen anschließend einen erneuten detaillierten Antrag stellen. Und nach einer Veranstaltung ist dann die Endabrechnung fällig“, sagte Dr. Eberhardt. Hinzu komme, dass der Landkreis den sogenannten Kulturvertrag gekündigt habe – wodurch die bisherige unbefristete Förderung nicht mehr gegeben sei. Allerdings: Laut Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich sinke die Kreisumlage für die Stadt um genau diesen Kulturförderbetrag, so dass die Stadt diese Kulturförderung übernehme.
Aus den benannten Problemen leiteten Dr. Klaus Meister und Dr. Elga Eberhardt Wünsche an Minister Falko Mohrs ab. Einer dieser Wünsche: Die Bürokratie bei Antragsverfahren reduzieren. Zudem sollten Fördermittel nicht nur für Projekte, sondern auch für strukturelle Förderungen wie Personalkosten fließen. „Bitte nicht bei der Kultur zuerst sparen“, machte Dr. Meister deutlich, worum es dem Gifhorner Kulturverein geht. Denn: „Kultur darf keine freiwillige Leistung sein. Kultur muss als Bestandteil der Daseinsvorsorge anerkannt werden, denn die Akteure leisten nicht nur Unterhaltung, sondern wichtige Bildungsarbeit.“ Beim Gifhorner Kulturverein finde diese Bildungsarbeit unter anderem über Familienkonzerte sowie Veranstaltungen in Schulen und Kitas statt, bei denen auch Menschen erreicht würden, die sonst unter anderem aus finanziellen Gründen kaum Berührungspunkte mit Kultur hätten. Der Minister nahm die Anregungen mit nach Hannover – und regte konkret an, Förderanträge für die Anschaffung von Veranstaltungstechnik zu stellen, um so künftig die Kosten je Veranstaltung für diesen Bereich zu senken.