Von den 3.656 betreuten Tieren seien fast 1.000 aus dem Landkreis Gifhorn ins Artenschutzzentrum gekommen. Die anderen kamen beispielsweise aus Braunschweig (rund 500 Tiere) und dem Kreis Peine (rund 300 Tiere). Doch auch von deutlich weiter weg habe man „Gäste“ gehabt, sagt Rogoschik. Eingeliefert wurden in erster Linie verwaiste Tiere, Opfer von Verkehrsunfällen, ausgebüxte oder ausgesetzte Tiere. Mehr als 1.200 Jungtiere seien im vergangenen Jahr versorgt worden, was viel Arbeit bedeutet habe – schließlich müssen einige alle 20 Minuten gefüttert werden.
„Wir haben dieses Jahr zudem eine Sondersituation“, sagt Rogoschick und meint damit die Folgen des Hochwassers, das Ende 2023 zahlreiche Wiesen und Weiden des Landkreises überschwemmt hat. Für Insekten, die im Boden überwintern, sehe es daher schlecht aus, ebenso für Regenwürmer, Maulwürfe und Mäuse. „Die werden alle ersoffen sein“, meint Rogoschik.
Auffällig sei die sinkende Zahl an insektenfressenden Vögeln – was ganz einfach daran liege, dass es immer weniger Insekten gibt, längst nicht nur wegen der Hochwasserfolgen. Das sei schon viel länger so, der Rückgang der Singvögel sei also zu erwarten gewesen. Menschen könnten mit ganz einfachen Mitteln dafür sorgen, dass es Vögel und Insekten etwas leichter haben, meint Rogoschik: Man sollte keine Pestizide im Garten verwenden, keine Schottergärten anlegen, viele einheimische Pflanzen nutzen und überhaupt „mehr Natur zulassen“ im Garten. Und auf Mähroboter sollte man möglichst ganz verzichten – die seien eine Gefahr für Insekten und Jungvögel.
Ein Insektenfresser ist auch der Igel – und übrigens ist er auch Tier des Jahres 2024. Vermutlich wegen des Insektensterbens habe man im Artenschutzzentrum im vergangenen Jahr auch weniger Igel betreut – mehr als 300 seien es dennoch gewesen. „Wir müssen den Tieren eine Chance geben, wenn wir sie bei uns haben wollen“, so Rogoschik. Neben Igeln seien Eichhörnchen und Siebenschläfer die häufigsten Gäste unter den Säugetieren gewesen. Heimische Vögel hätten mit 2.466 Exemplaren den mit Abstand größten Teil unter allen Tieren ausgemacht.
Erfreulich sei, dass es in Niedersachsen immer mehr Weißstörche gibt – obwohl die Nahrungsflächen schrumpfen. Das führe dazu, dass sich die Störche anderswo Futter suchen, zum Beispiel auf Müllkippen. Oft mit tödlichem Ausgang: Denn die Tiere würden alles aufnehmen, was auf den ersten Blick in ihr Futterschema passt. Gummibänder zum Beispiel würden die Vögel mit Würmern verwechseln. In solchen Fällen käme leider manchmal jede Hilfe zu spät.
Joachim Neumann, Mitarbeiter des Artenschutzzentrums, erklärte, dass Wildkatzen in den vergangenen Jahren ein größeres Thema geworden sind: „Mittlerweile haben wir hier jedes Jahr welche.“ Vier würden derzeit in Leiferde betreut, im Mai sollen sie ausgewildert werden. An exotischen Haustieren hingegen gab es 2023 unter anderem Schmuckschildkröten, Korn- und Kettennattern. Viele der Fundtiere seien in schlechtem Zustand nach Leiferde gekommen: „Ein Indiz dafür, dass sie nicht gut gehalten wurden“, so Neumann. Etliche Tiere würden ausgesetzt, was „ein riesiges Problem“ sei.