Eine Ausschreibung ist eben mal nicht so einfach geschrieben. Tischler Michael Möhle aus Isenbüttel holt während der Podiumsdiskussion aus, um aufzuzählen, welche Bescheinigungen er vorlegen muss. Irgendwann fragt Moderatorin Christine Michitsch schmunzelnd, wie lange das noch dauere, denn auch andere wollen noch Fragen loswerden.
Thomas Fast, Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Gifhorn und selbst Podiumsmitglied, fordert eine Task Force zum Bürokratieabbau, die nach Erfolg bezahlt wird. Denn während die Gründung einer GmbH in England eine Sache von 24 Stunden sei, dauere es in Deutschland Monate.
Nicht nur im Publikum, auch im Podium sitzen Praktikerinnen: Bauunternehmerin Anne Peters aus dem Nordkreis erläutert dem Arbeitsminister die aktuellen Probleme durch die hohe Zinsbelastung beim Hochbau. Während ihre Tiefbau-Kollegen keine Probleme hätten, wolle niemand mehr Wohnungen oder Büros bauen. Aufträge? „Es kommt nichts mehr rein.“ Kunden verschieben Projekte um Jahre.
Heil versucht Mut zu machen mit Blick auf die aktuelle Inflation. Sollte die weiterhin niedrig bleiben, würden auch die Zinsen wieder sinken und sich Investitionen rechnen. Doch auch da bleiben die Praktiker noch skeptisch. Denn neben den Zinsen bremst noch ein ganz anderer Faktor die Investitionslaune. Die Mittelständler verlangen von Heil stellvertretend für die Bundesregierung weniger Hickhack, sondern mehr klare und verlässliche Linien und somit Planungssicherheit. Heil stimmt zu und kommentiert zum Beispiel die Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz selbst mit „Mist“.
Kritik aus dem rund 80-köpfigen Publikum an der Berufsorientierung – vor allem an Gymnasien, die keine Werbung für das Handwerk machten – greift Heil gern auf. Er selbst als Vater stelle fest, dass seine Kinder vier Wochen vor den Sommerferien kaum noch Unterricht hätten. Diese Zeit könne man besser mit Praktika zur Berufsorientierung nutzen.
In Vortrag und Podium referieren Ulf Steinmann von der Agentur für Arbeit und Andreas Standop vom Jobcenter über die Möglichkeiten, mit dem sogenannten Jobturbo-Programm rund 1.600 Geflüchteten, allen voran aus der Ukraine, einen schnelleren Zugang zu Arbeit zu verschaffen. 60 Frauen und 40 Männer seien nun soweit mit den Deutsch-Kursen, dass sie vermittelbar wären. Die Zahl wirke klein, doch es kämen Monat für Monat weitere Kandidaten hinzu. Da hält es Maschinenbauer Bernd Speckhahn aus dem Nordkreis nicht mehr auf dem Platz. Er berichtet Heil und dem Rest des Podiums, wie er zwei Schweißer aus Indonesien ohne Deutsch-Kenntnisse integriert hat: Man zeige ihnen, wie es geht, und dann machen sie es nach. Seine Forderung: Am Camp Lessien Geflüchtete in einen Bus einsteigen lassen und dann die Handwerksbetriebe im Kreis abklappern. „Dann stelle ich sofort acht Leute ein“, sagt Speckhahn und ist drauf und dran, gleich eine Bestellung aufzugeben: „Zwei Schweißer, zwei...“