Gifhorn. Mit einem besonderen Service starten die Gifhorner Kirchengemeinden St. Altfrid und St. Nicolai in die 18. Saison: mit dem Friedhofsmobil. Es bringt Seniorinnen und Senioren, die Gräber von Angehörigen besuchen möchten, kostenlos zu den Gifhorner Friedhöfen.„2007 haben wir damit angefangen, damals noch mit Privatwagen“, erzählt Johann Harms von der Friedhofsverwaltung. Inzwischen setzt man einen Kleinbus dafür ein, den die Kirchengemeinden St. Altfrid und St. Nicolai gemeinsam betreiben. Er finanziert sich über Startgelder für den jährlichen Friedhofslauf und weitere Spenden. Möglich macht das Angebot der Kirchengemeinden aber nicht zuletzt das Engagement ehrenamtlicher Fahrerinnen und Fahrer. Während und infolge der Corona-Pandemie ließ die Nachfrage merklich zwar nach. Inzwischen sei aber ein Aufwärtstrend deutlich erkennbar: „2023 haben wir 276 Personen mitgenommen“, sagte Harms.Das Friedhofsmobil mit seinen hauptamtlich Organisierenden und ehrenamtlich Fahrenden sei „wirklich ein Segen für viele Menschen“, lobte Martin Wrasmann. Der Pastoralreferent im Ruhestand verabschiedete nun zwei Fahrer: August Heinemann und Adolf Wulfes. Die Neudorf-Platendorfer saßen in den vergangenen zwölf beziehungsweise etwas mehr als zehn Jahren abwechselnd mit wenigstens fünf, in der Spitze sogar zehn weiteren Fahrerinnen und Fahrern hinterm Steuer des Friedhofsmobils. „Es hat uns immer viel Spaß gemacht“, sind sie sich einig. Und doch geben sie jetzt das Lenkrad aus der Hand, denn „wir haben beide die 80 Jahre überschritten.“ Um Nachwuchs muss man sich zum Glück nicht sorgen – mit Gabriele Teichmann und Manuela Mertens fanden sich bereits Nachfolgerinnen. „Es ist wichtig, dass die Seniorinnen und Senioren an die Gräber kommen. Das hilft ihnen bei der Trauerbewältigung“, weiß Teichmann um den immensen Wert des Friedhofsmobils – und damit ihres ehrenamtlichen Einsatzes als Fahrerin.Gabriele Teichmann wechselt sich bei den donnerstags angebotenen Touren mit weiteren Fahrerinnen und Fahrer ab – 2024 ab sofort bis einschließlich 21. November. „Allzu oft ist niemand an der Reihe“, sagt Harms. Und falls mal jemand ausfällt, ist Ersatz zur Stelle. Auch weil das gesamte Team in engem Austausch steht, obgleich man sich nur drei Mal im Jahr persönlich sieht: zur Terminabsprache vor der Saison, zum gemeinsamen Grillen im Sommer und zur Weihnachtsfeier.

Für viele Seniorinnen und Senioren ist das Friedhofsmobil längst mehr als ein kostenloser Fahrservice. Es ist eine liebgewonnene Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen, ja sogar Freundschaften zu knüpfen. Denn sie fahren nicht nur zusammen zum Friedhof, sondern gehen auch mal ins Café oder machen einen kleinen Ausflug. Das Angebot von St. Altfrid und St. Nicolai wirkt also ein gutes Stück weit einer Vereinsamung im Alter entgegen. „Man spürt die Freude und Dankbarkeit und merkt, wie sehr das Friedhofsmobil hilft“, sind sich Harms und Wrasmann einig. Und das sei einfach toll. Seniorinnen und Senioren, die bis zum 21. November donnerstags kostenlos zu den Gifhorner Friedhöfen mitfahren möchten, können sich jeweils mittwochs in der Friedhofsverwaltung anmelden unter der Telefonnummer (0 53 71) 38 06.