Die vier Musiker stellten dem Gifhorner Publikum ihr neuestes Album „Plan B“ vor, das Ende des vergangenen Jahres veröffentlicht wurde: Obwohl Wilson schon seit rund zehn Jahren mit den drei italienischen Musikern durch Europa tourt, ist „Plan B“ ihr erstes gemeinsames Album. Viele Songs spiegeln die Melancholie, aber auch die Hoffnung der Zeit wider, in der sie verfasst wurden – die Jahre der Corona-Lockdowns. Der Song „Relax and Let Go“ fordert das Publikum auf, alle Sorgen für einen Moment zu vergessen, sich ganz auf die Show einzulassen, zu entspannen und zu tanzen.
Die Songs „Rise and Shine“ und „Faith“ spiegeln den tiefen spirituellen Glauben des Sängers und seiner Musiker wider und zeigen, dass die Musikrichtungen Blues und Gospel manchmal nahe beieinander liegen. Auch von zwei früheren Alben, „Hard Time Blues“ und „Deep in my Soul“, spielte die Band einige Songs. Meist wechselte sich ein eher melancholischer Song, der das Publikum zum gedankenvollen Schunkeln brachte, mit einem schnellen, fröhlichen und tanzbaren Song ab. Manchmal griff Wilson zur Rassel und begleitete seinen Gesang, manchmal überließ er seinen drei Begleitmusikern auch die Bühne. In einer spektakulären Version präsentierten die drei Musiker den Country-Song „Honky Tonk in Mexico“, im Original von Mike Stoller: Mitreißend gespielt und gesungen enthielt die Goosebump-Version deutliche lateinamerikanische Elemente, die dem Publikum direkt in die Beine fuhren.
Publikumsnah erzählte Wilson den Zuschauerinnen und Zuschauern immer wieder kleine Anekdoten über die Entstehung des jeweiligen Songs: „Diesen Song habe ich für eine ganz besondere Dame geschrieben“, erklärte der Sänger in charmantem Südstaaten-Englisch. „Ich bin seit 40 Jahren mit ihr verheiratet, und der Song heißt ,I can’t help but Love You’.“ Die Dame, die der 63-jährige Blues- und Soulsänger vor 40 Jahren heiratete, ist Deutsche. Damals hatte das amerikanische Militär den jungen Adam Wilson Blount in Deutschland stationiert, wo er furchtbares Heimweh hatte. Die bezaubernde Liebesballade, die er seiner späteren Ehefrau damals widmete, wurde schließlich zu seiner ersten Solo-Single und ebnete den Weg in seine Karriere als Big Daddy Wilson. Heute lebt der Sänger in der Nähe von Bremen.
Neben seiner tiefen und sanften Stimme hat der Blues-, Soul- und Motownsänger auch optisch einen hohen Wiedererkennungswert: Stets ist er auf der Bühne im schwarzen Anzug gekleidet, mit braunem Lederhut und schwarzer Sonnenbrille. Dem Publikum im KultBahnhof gefiel das Konzert sehr, es wurde viel geklatscht, getanzt und mitgesungen und am Ende gab es tosenden Applaus. Nach einer über zweistündigen Show ohne Pause und einigen Zugaben verabschiedete sich Big Daddy vom Publikum – die Goosebump Bros jedoch präsentierten noch eine allerletzte Zugabe: Sie legten ihre Instrumente beiseite und sangen in einer wunderbaren A-cappella-Version den alten Beatles-Song „This Boy wants you back again“.
„Das Konzert war wunderschön“, fand Besucherin Birgit Feistkorn, die fast durchgängig getanzt hatte: „Ich habe Big Daddy Wilson vor 14 Jahren schon einmal in der Wolfsburger Autostadt erlebt, damals noch ohne die Goosebump Bros. Seine Stimme ist damals wie heute einfach Wahnsinn, und er ist unglaublich charismatisch.“ Auch Besucherin Kristin Beck war angetan: „Ich bin eigentlich eher per Zufall heute hier beim Konzert gelandet und echt froh darüber“, erzählte sie. „Ein atemberaubendes Konzert: Man hat das Gefühl, Wilsons Songs kommen aus seiner innersten Seele heraus und reißen einen einfach mit.“
Ein bisschen an Joe Cocker erinnerte der Sänger die Besucherin Marita Hoffmann: „Der Mann hat echt den Soul und eine unglaublich voll-volumige Stimme. Ich habe ihn heute zum ersten Mal live gesehen, schon etwas anderes als im Radio.“ Für Klaus Brandstädter war es ebenfalls das erste Live-Konzert des Sängers: „Ich bin vollkommen begeistert“, sagte er. „Die wunderbare Stimme von Big Daddy Wilson, die tollen Begleitmusiker und das schöne Ambiete im KultBahnhof – es war ein Abend, der sich wirklich gelohnt hat.“