Gifhorn. So viele Schwerverletzte unter Radfahrenden gab es in den vergangenen zehn Jahren nicht: 25 muss Polizei-Experte Stefan Heinemann für die Unfallstatistik 2023 verbuchen, neben zwei Toten und 104 Leichtverletzten. Seit Corona geht der Trend bei Unfällen mit Radlern stetig nach oben. Das hat aus Sicht Heinemanns mit dem Trend zum E-Bike zu tun. Besonders auffällig sind Senioren.

Den Verzicht auf einen Helm bezahlte ein Rentner in Kästorf mit dem Leben. Der Pedelec-Fahrer kollidierte mit einem Auto und zog sich schwere Verletzungen am Kopf zu. Er war einer von zwei tödlich verletzten Radlern im Jahr 2023, beide waren mit Pedelecs unterwegs. Unter den 25 Schwerverletzten (2022: 13) waren sechs Pedelec-Piloten. Zwei Drittel dieser sechs gehörten zur Altersgruppe 45 bis 64 Jahre, ein Drittel zur Altersgruppe ab 65 Jahren. „Risikogruppe: So kann man es nennen“, sagt Heinemann. Bei den Fahrradunfällen insgesamt machen die beiden Alterskohorten zehn beziehungsweise 30 Prozent aus. Den größten Anteil bei den Gesamtzahlen haben die 25- bis 44-Jährigen mit 44 Prozent.

Heinemann sieht noch viel Potenzial, Unfälle von vornherein zu verhindern oder zumindest die Folgen zu dämpfen. Das fängt bei einem wichtigen Utensil an: „Wenn Sie sich ein Pedelec kaufen, dann bitte gleich auch einen Helm“, rät er dringend. Und dann ab zum Fahrsicherheitstraining!

Fünf Termine haben Lutz Dietrich und seine Leute von der Kreisverkehrswacht Gifhorn im Mai und Juni zum Thema „Fit mit dem Pedelec“. Doch bislang seien kaum Anmeldungen eingegangen. Er kann sich das nicht erklären. „Ich weiß nicht, ob sich die Leute nicht trauen.“ Dagegen sei der Kursus „Fit mit dem Auto“ Mitte Mai im Rahmen der Seniorenschule gut gebucht. Dabei kann auch Dietrich wie Heinemann nur raten, ein Fahrsicherheitstraining mit dem Pedelec zu absolvieren, vor allem wenn Senioren bislang eher ungeübt und wenig geradelt sind. Sie seien es auch, die mit den schnellen und schweren Gefährten teilweise überfordert seien.

„Die Damen fahren meist viel zu große Räder“, beobachtet Dietrich immer wieder. Die Unfallgefahr fange oft schon beim Aufsteigen an, wenn das E-Bike beim ersten Antritt schon flott durchstarte. Auch beim Anhalten beobachtet Dietrich oft Probleme, da werde gebremst und noch vor dem Stillstand abgesprungen. Risiken berge auch der ungelenke Umgang mit dem schweren E-Bike, etwa bei Umlaufsperren oder engen Wegführungen.

Ein Training sei deshalb eine gute Möglichkeit, sich mit dem Pedelec vertraut zu machen und eine entsprechende Sicherheit im Umgang damit zu bekommen, wirbt Dietrich. Übrigens gelte beim Kursus Helmpflicht. Auch Dietrich rät dringend zum Schutz des Kopfs – auch angesichts dessen, dass es immer mehr SUVs gebe, die wegen ihrer schieren Größe das Aufprallrisiko verschärften.