„Jeder hat doch irgend eine Erfahrung mit dem Radio gemacht“, sagt Peter Schade-Didschies. Für den Museumsleiter selbst waren das etwa die Suchmeldungen des Roten Kreuzes in der Nachkriegszeit, weil „ein Onkel vermisst wurde“, erinnert er sich. Für andere bot der Rundfunk mit Musik und Hörspielen damals ein „Ventil zum Alltag“, weiß Schade-Didschies. Kurz gesagt: „Für die ältere Generation war es lange das Medium schlechthin.“ Aber gefragt sind für die Anthologie kleine Aufsätze aller Altersklassen.
Einige schöne Beiträge habe er schon erhalten, der erste sei von Gifhorns wohl bekanntestem Hobby-Archäologen Heinz Gabriel gekommen, berichtet Schade-Didschies. Aber es dürfen gern noch viel, viel mehr sein: „Der Umfang des Buches richtet sich nach der Zahl der Aufsätze“, betont er. Und Museumsmitstreiter Wolfgang Graewert versichert ihm sogleich: „Von mir bekommst du natürlich auch etwas. Ich bin doch in einem Radiogeschäft aufgewachsen, habe also als Kind an der Quelle gesessen.“
Mit einem so genannten Detektorempfänger hörte Graewart damals unter der Bettdecke heimlich Radio. Solche Erlebnisse sind auch Schade-Didschies nicht fremd, tauchte er als Jugendlicher doch mit seinem Eigenbau der Marke Kosmos Radiomann in die Welt der Krimihörspiele ein. „Die liefen immer erst zu später Stunde. Das gefiel den Eltern gar nicht“, erzählt er. Überhaupt machte den Eltern die Leidenschaft ihres Juniors für Basteleien mit Radios wohl ganz schön zu schaffen: „Ich habe ständig Geräte und Bausätze angeschleppt. Daran sind sie fast verzweifelt“, sagt er.
Im Radio hatte seine Technikbegeisterung ihren Ursprung, alles rund ums Kino kam erst später dazu. Und letzteres konnte ersteres auch nie völlig ablösen. So flammte das Interesse durch „die Zeit beim Bund“ neu auf, in den 1990er-Jahren mit dem Erfassen von Agenturmeldungen mittels eines Funkfernschreibers. Und jetzt noch einmal aufs Neue durch das Jubiläum des Rundfunks in Deutschland. Schade-Didschies ist sicher, dass auch andere nette kleine Geschichten, Anekdoten und Erlebnisse rund ums Radio zu erzählen haben, das für viele das „Tor zur Welt“ gewesen sei.
Das veranschaulicht im Museum aktuell eine Sonderausstellung. Zu sehen sind darin etwa Rundfunkgeräte aus den 1920er- und 30er- bis in die 70er-Jahre. Darunter Radios, die mit ihren abgerundeten Gehäusen ganz nebenbei „Möbeltischlerei vom Feinsten“ seien. „Um Holz so biegen zu können, muss man es auf der Innenseite im Millimeterabstand einritzen. Das ist eine Wahnsinnsarbeit“, weiß Schade-Didschies. Und ein „Radio der ersten Stunde“, das wohl um 1925 vom Besitzer selbst gebaut worden ist, überzeugt durch massives Eichenholz – „sauschwer“, aber toll anzuschauen.
Sammeln möchte das Kinomuseum persönliche Erfahrungen und Erzählungen in der Anthologie „Mein Radio“ möglichst in den kommenden acht Wochen. Denn Wunsch ist es, das Buch bis zum Jahresende zu veröffentlichen. Die Beiträge müssen übrigens in Rechtschreibung und Grammatik nicht perfekt sein – „Das korrigieren wir schon, keine Sorge“, macht Schade-Didschies allen Mut, ihre Gedanken zu Papier zu bringen.