Das Lächeln des Geschäftsführers wird noch breiter, wenn er solches Lob hört. Da fällt für einen kurzen Moment auch seine Bescheidenheit beiseite: „In der Region dürfte dieses Konzept einzigartig sein.“ Rund um die Uhr einkaufen zu können – das Rad hat der 34-Jährige nicht neu erfunden. Aber seine Fleisch- und Wurstwaren in einem permanent geöffneten begehbaren Shop zu verkaufen, das „ist die nächste Stufe“, sagt er lachend. Schon mit der Installation eines reinen Verkaufsautomaten, der an dem Geschäft an der Bundesstraße 4 stand, habe Emmerich vor Jahren den Trend der Zeit erkannt. „Den hatten wir sieben Jahre. Ich wollte nun wegen des Erfolgs das Modell erweitern.“ Einige Monate habe er dafür getüftelt. Schließlich habe er ein Unternehmen gefunden, das einen Container-Shop mit all den Erfordernissen wie Kühlschränke, Bezahlbereich und Zugangssystem entwirft.
Das Ergebnis macht ihn stolz. „Die Nachfrage nach flexiblem Einkauf ist da. Das Leben hat sich verändert“, sagt der 34-Jährige. Spontane Grill-Partys oder eine Einladung zum Brunchen - das sei immer häufiger die Lebensrealität der Kundschaft. Die Antwort darauf gibt’s im Emmerich 24.Ist das interne Konkurrenz? Der traditionsreiche Hauptladen nebenan ein Auslaufmodell? Da schüttelt der Fleischermeister energisch den Kopf und lacht: „Im Gegenteil. Das ergänzt sich super.“ Wer beraten werden möchte, kann wie gewohnt das Verkaufsgespräch haben – während der Öffnungszeiten. Wer sicher ist, dass er eine bestimmte, bereits portionierte Menge an Grillwurst und Co. kaufen möchte, kann auf die Schnelle den Shop nutzen. Schnell ist das Stichwort: „Früher beim Regiomat hat jeder Auswahlvorgang pro Fach Zeit gebraucht, bis der Lift im Automat reagierte. Das hier geht schneller.“
Kritiker, die vermuten, Emmerich spare so Personal ein, den kann er eines Besseren belehren: Noch bestückt er selbst den Shop, muss kurzfristig darauf reagieren, neue Ware hineinzupacken. „Auch abends. Unser Herzblut bleibt der direkte Laden“, sagt er. Perspektivisch werde der Shop also sogar eher eine neue Stelle schaffen. Ständig kontrolliere er die Wetter-App. Zeichne sich ab, dass Grillwetter ansteht, reagiert er – nach Ladenschluss des Hauptladens – dann tatkräftig.
Weil Emmerich Fan von regionalen Produkten ist, hat er gleich mit der Eröffnung das Sortiment in einer Verkaufsecke aufgestockt. Es gibt Honig eines Imkers aus Rötgesbüttel, Backwaren von Bäcker Klaus aus Rötgesbüttel, Kartoffeln von Gaus-Lütje aus Wasbüttel, Saft aus der Mosterei Diesdorf, Milchburschen-Eis aus Ettenbüttel und sogar an Holzkohle hat der Firmenchef gedacht.Der Zugang zum Shop ist denkbar leicht: Wer einkaufen möchte, zieht wahlweise eine Emmerich-Kundenkarte oder aber eine EC-Karte durch einen Schlitz. Dann lässt sich die Tür öffnen. Drinnen stehen Einkaufskörbe. Sind da mit der gewünschten Ware bestückt, ist im rechten Eingangsbereich ein Ablageort. Dort werden die Produkte abgestellt und automatisch gescannt. Den zu zahlenden Betrag zeigt die Kasse an. Die Bezahlart richtet sich dann danach, über welche Scheckkarte der Zugang gewählt wurde. Sich selbst bedienen, ohne zu zahlen, ist keine gute Idee. „Der Shop hat einige Sicherheitsvorkehrungen, mehr verrate ich nicht.“
Auch auf anderen Dörfern im Kreisgebiet haben 24-Stunden-Automaten das Straßenbild erobert. Tobias Petermann aus Ettenbüttel hat sogar seine Ausbildung in der Verwaltung abgebrochen und möchte expandieren. Drei Standorte seiner Snackautomaten hat er. Entsprungen ist die Idee eigenem Erleben. Nachts war er mit Freunden auf Tour, als er Snacks aus einem Automaten ziehen wollte, doch blieb sein Geld stecken – auch das bezahlte Produkt. „Das hat mich technisch so fasziniert, dass ich einfach viel gelesen habe über solche Automaten.“ Dann setzte der 31-Jährige alles auf eine Karte und meldete ein Gewerbe an.Inzwischen weiß er: Je exotischer die Ware desto besser läuft’s. In Müden sind zum Beispiel gerade Reisbällchen mit Schokolade aus Japan gefragt. Nudeln aus Korea, Schoko Bons aus den Emiraten – damit die Lust auf Ungewöhnliches aus fernen Ländern immer wieder neu gestillt werden kann, reist Petermann zu einem Großhändler. Getränke, Süßes und E-Zigaretten gehören zum Sortiment – Alkoholverkauf ist jedoch verboten. „Und Sachen, die ich nicht vertreten kann, verkaufe ich auch nicht“, sagt Petermann.
Das gelte auch für Produkte, die ohnehin erst ab 18 Jahre verkäuflich sind. Lachgas oder echte Zigaretten – auf diese Einnahmen verzichte er lieber. Jede einzelne Box kann er mit einer Altersbeschränkung belegen. Die Kontrolle geht über den Ausweisnachweis. Wann die Geschäfte am besten laufen? „Klar, außerhalb der Ladenöffnungszeiten. Und es gibt viele Nachteulen, die sich am Automat etwas holen.“ So wie Petermann’s Erfolgsgeschichte einmal begann – als Nachteule mit Snack-Hunger.