„Da, genau gegenüber habe ich früher einmal gewohnt“, zeigt Salih auf die andere Straßenseite. Den Leerstand des Ladens habe er länger beobachtet – und dann einen Entschluss gefasst: Das Viertel mit den benachbarten Wohnblöcken der GWG brauche einen kleinen Lebensmittelmarkt. Seine Rolle werde sich mit dem Aufbau des Marktes schon in Kürze ändern. Seine Eltern sollen hier die Chance erhalten, sich ihr eigenes Geld zu verdienen, verrät er.
Der 27-Jährige ist in Syrien geboren, floh mit der Familie vor dem Krieg, hielt sich zunächst in Kurdistan mit Arbeiten am Bau über Wasser, ehe er den Entschluss fasste, nach Deutschland zu flüchten. 2015 kam er über das Lager Friedland ins Flüchtlingscamp nach Ehra-Lessien. In Deutschland wollte er Fuß fassen, es zu etwas bringen – nämlich mit dem Gewerbe, das seit jeher Familientradition sei: dem Bauen. Und so machte sich der heute im Gifhorner Ortsteil Gamsen lebende Salih auf den Weg, büffelte Deutsch, meisterte die Sprachkurse erfolgreich und später auch die Meisterschule als Maurer. Inzwischen hat er sein eigenes Bauunternehmen namens Rojava. Dieses stemmt er gemeinsam mit seinem Bruder Warshin. Dessen Sohn ist wiederum Namensgeber für den neuen Supermarkt – Can Market. Familie werde generell groß geschrieben, sagt Salih. So kommt es auch, dass er das Ruder an seine Eltern übergebe. Und: Die zum Teil riesigen, für deutsche Verhältnisse untypischen Verpackungsgrößen haben mit dem Sinn für Großfamilie zu tun, erklärt er lachend. „Wir frühstücken immer mit mindestens sechs Personen.“
Das Sortiment in dem rund 130 Quadratmeter großen Laden: Es sind überwiegend arabisch-türkische Lebensmittel im Angebot. Eine kleine Obst- und Gemüsetheke, Getränke und Regale voller Bulgur, Reissorten, Linsen, Couscous, Gurken, Bohnen, Peperoni, Essig, Öle und Fruchtsirupe. Auch die Auswahl an typisch türkischen Süßigkeiten sowie Trockenfrüchten wie Datteln und Feigen ist groß. Im Kühlbereich gibt es Schafskäse, Ayran, Joghurt.Salih blickt stolz auf die gefüllten Regale. „Mal sehen, wie es sich noch entwickelt“, möchte er das Sortiment je nach Nachfrage anpassen. Zwei Neuheiten kommen in Kürze: An der Fleischtheke wird es bald Fleisch von Rind, Schaf, Lamm, Huhn und Fisch geben. Und auch Haushaltswaren möchte der 27-Jährige verkaufen.
Bescheiden sagt er: „Ja, ich habe einiges geschafft hier, ein neues Leben gestartet.“ Dafür habe er hart gearbeitet, abends nach den Sprachkursen noch in Imbissen gejobbt. Er habe immer gewusst, dass er auf seine Wurzeln im väterlichen Baubetrieb in der Heimat zählen könne, und er habe die Willenskraft besessen, „um etwas zu kämpfen“. Nun hofft er, dass auch die Gifhorner Kundschaft den Can Market für sich entdeckt. Die vorläufigen Öffnungszeiten sind Montag bis Samstag jeweils von 8 bis 21 Uhr. Auch hier möchte der Inhaber flexibel auf die Wünsche der Kundschaft reagieren.