Ein bisschen Schmunzeln muss Böhme schon, wenn sie davon berichtet, was neulich beobachtet wurde. Nämlich wie ein Autofahrer an der Einfahrt rückwärts wieder rausgefahren ist. Böhme schüttelt den Kopf. „Sie können rein- und rausfahren wie Sie wollen, Sie werden erkannt.“
Spezielle Kameras, die eher Schrift- und damit Kennzeichenscanner sind, erfassen das Nummernschild bei der Einfahrt. Nun kann der- oder diejenige kurz vor der Ausfahrt am Kassenautomaten nach Eingabe des Kennzeichens bezahlen und kurz darauf rausfahren, ohne ein Ticket noch irgendwo reinstecken zu müssen, denn auch dann registriert eine Kamera das Kennzeichen. Ist alles ordentlich bezahlt, leuchtet ein Display grün und zeigt „Keine offenen Rechnungen“ an. Erinnert eine rote Anzeige ans Bezahlen, ist das sowohl am Kassenautomaten, als auch per App oder online innerhalb von 24 Stunden nachträglich möglich.
Seit Ende Mai sind die Anlagen an den Parkplätzen Nord und Süd „scharf“. In den ersten Wochen hätten säumige Parker zehn Euro Vertragsstrafe berappen müssen, inzwischen sind die regulären 40 Euro fällig – plus Parkgebühr. „Ich kann nicht sagen, wie viele sich nicht an die Regeln gehalten haben“, sagt Böhme. Sie ist sich aber sicher, dass dem Tankumsee weniger der für ihn so wichtigen Einnahmen aus Parkgebühren entgehen, als früher durch Schummeleien.
Mehr als ein Ärgernis sind laut Böhme Motorradfahrer, die sich über den von Radfahrern frequentierten Forstweg oder durch das Wohngebiet zum Parkplatz und somit an den Kameras vorbei mogeln. „Darüber haben wir mit der Polizei gesprochen.“ Immerhin gehe es um einen Straftatbestand, nämlich „Erschleichen von Leistungen“, was vielen offenbar nicht bewusst sei. Der Tankumsee finanziere seine Dienstleistungen nun einmal über die Parkgebühren. Diese zu prellen, „das geht nicht, das ist nicht in Ordnung“.
Auch die Möglichkeit, zwei Kennzeichen für einen Haushalt für die Jahresgebühr registrieren zu lassen, legen einige Gäste für Böhmes Geschmack zu großzügig aus. Diese Regelung gelte nur für Fahrzeuge eines Haushalts – zum Beispiel die Autos von Ehemann und Ehefrau. Mitunter werde aber versucht, auch einen Partner, der woanders wohnt, einzubuchen, oder mehr als zwei Kennzeichen zu registrieren. Das gehe zu weit.
Insgesamt rund 50.000 Parkvorgänge inklusive Dauerparker hat das neue System an den Parkplätzen Nord und Süd bislang registriert, so Böhme. Viele Gäste kennen das schon aus dem Ausland, in Deutschland setze es sich inzwischen auch häufiger durch. Parkraumbetreiber erkundigten sich gerade bei ihr über Erfahrungen. Der Tankumsee gelte schon als Referenz.
Am Anfang habe es Probleme gegeben bei der Registrierung von Kennzeichen jener Fahrzeuge, die frei parken dürfen: vom Lieferanten und Handwerker über Mitglieder der fünf Vereine bis hin zu Aufsichtsratsmitgliedern und Gesellschaftern. Hin und wieder bekamen einige trotz Freigabe Mahnungen. Die Scanner seien nachjustiert worden, inzwischen die Probleme behoben, so Böhme.
Nachjustieren will Annette Böhme auch bei den Kassenautomaten. Ab dem kommenden Jahr werden der Geschäftsführerin zufolge Überlegungen konkreter, die Bargeld-Funktion abzustellen. 50 Prozent der Parkenden zahlten per Karte, Smartphone oder App. „Wir wollen keinen überfahren, müssen uns aber weiter entwickeln.“ Parkgebühren über Bargeld koste die Tankumsee-Gesellschaft bares Geld, nämlich Gebühren bei der Bank. „Die Kosten fliegen uns um die Ohren.“ Außerdem sei Bargeld immer noch auch ein Sicherheitsrisiko.
Sind dann Senioren abgehängt? „Die Älteren werden völlig unterschätzt“, sagt Böhme. Sie kenne viele, die bereits mit der Smartphone-App bezahlen. Häufig hätten sie sich das von digitalaffinen Enkeln einrichten lassen.