„Ich glaube, wir hatten es noch nie“, sagt Peter Mende, Leiter der IGS Gifhorn, zum Thema Hitzefrei. Doch am Dienstag kam sein Haus nicht drumherum. Dem Gebäude fehle es an Schatten, und beim Kontrollgang durch die Räume sei am Vormittag schnell klargeworden, dass am Nachmittag kein konzentriertes Lernen mehr möglich wäre. Also war ab 13 Uhr Schluss. Genauso habe man es am Mittwoch gehandhabt. Bis 13 Uhr lief auch da der Unterricht planmäßig.
Komplettes Hitzefrei habe es an keiner der städtischen Schulen gegeben, teilte Stadtsprecherin Annette Siemer auf AZ-Nachfrage mit. Einige Schulen hätten aber dennoch den Unterricht angepasst und zum Beispiel ab der vierten Stunde den Unterricht eingeschränkt und keine Hausaufgaben aufgegeben. Oder der Unterricht sei in gewissen Trakten ab vierter oder fünfter Stunde ausgefallen.
Teilweise rund 30 Grad im Gebäude: Nachdem der Hausmeister in Räumen gemessen hat, blieb auch dem Team um Schulleiter Thomas Seeliger nichts anderes übrig, als an der Realschule Calberlah den vorzeitigen Feierabend zu erklären. „Da hat man auch keine Chance mehr, die Räume durchzutauschen“, sagt Seeliger. „Wir machen nach der fünften Stunde Schluss.“ Danach stellte die Schule eine Betreuung sicher, auch der Mensabetrieb lief noch weiter. Die Eltern halte die Realschule über ihre neue Info-Plattform auf dem Laufenden.
Der Erlass des Niedersächsischen Kultusministeriums sieht vor, dass die Schulleitung für einzelne oder alle Klassen von Schulen des Primarbereichs und des Sekundarbereichs I Hitzefrei geben kann, wenn der Unterricht durch hohe Temperaturen in den Schulräumen erheblich beeinträchtigt wird und andere Formen der Unterrichtsgestaltung nicht sinnvoll erscheinen. Bei einer vorzeitigen Beendigung des Unterrichts sind Schüler bis zum Verlassen der Schule zu beaufsichtigen. Im Primarbereich dürfen Schüler nur nach vorheriger Zustimmung der Erziehungsberechtigten nach Hause entlassen werden.
Auf diesen Erlass verweist auch das Humboldt-Gymnasium in einem Elternbrief. Und darauf, dass auf die verminderte Leistungsfähigkeit von Schülern Rücksicht zu nehmen ist, wenn kein Hitzefrei gegeben wird. Voraussetzung für eine vorzeitige Beendigung des Unterrichts sei, dass die Schülerbeförderung gewährleistet ist. Auch wenn Hitzefrei gegeben werde, sei die Aufsicht in der Schule gewährt, bis die Schüler die Schule verlassen hätten.
Schüler im Sekundarbereich II (Jahrgang 11 und 12) erhalten kein Hitzefrei. Nur wenn im Einzelfall einem Schüler die Gefahr einer gesundheitlichen Schädigung drohe, sei er vom Unterricht zu befreien.
Allerwelle und Tankumsee-Gesellschaft rechneten bereits am Mittag mit einem entsprechenden Andrang an Badegästen. Tatsächlich war am frühen Nachmittag der Parkplatz der Allerwelle voll, erste Autos standen schon am Rand einer Zufahrt. Auch die Fahrradbügel waren gut belegt. André Jendro, Geschäftsführer der Parkraum- und Schwimmbadgesellschaft (PSG), sah das Gifhorner Freizeitbad gewappnet. „Die Wasseraufsicht ist gut aufgestellt.“ Auch die beiden Kassenautomaten würden einen Andrang bewältigen. „Wir sind gut vorbereitet.“ Jendro rechnete am Nachmittag damit, die 2.000-er Tagesmarke zu knacken – auch weil das Freibad Edesbüttel ganz und das Freibad Brome teilweise geschlossen sind und deren Gäste nun nach Gifhorn ausweichen.
Auch Annette Böhme, Geschäftsführerin der Tankumsee-Gesellschaft, meldete bereits am Nachmittag einen für einen Dienstag außerhalb der Ferien guten Zulauf. „Wir haben jetzt schon viele Gäste da.“ Sie gönnt den Schülern nach dem Hitzefrei eine Erfrischung im Tankumsee: „Es ist ja auch richtig so.“ Die Parkplätze hätten genug Kapazitäten, und dank des schrankenlosen Betriebs werde es an den Zu- und Ausfahrten keine Staus geben.