Das Ticket werde als Chipkarte ausgegeben und gelte nicht nur für den Schulweg. „Es kann sogar deutschlandweit im öffentlichen Nahverkehr genutzt werden“, so Riechert – und das rund um die Uhr und sogar an Wochenenden und Feiertagen. Doch nicht alle Schulkinder erhalten diesen Bonus.
Wie viele Schülerinnen und Schüler im Landkreis Gifhorn im kommenden Schuljahr von diesem Deutschlandticket profitieren, könne Riechert noch nicht sagen. Die offizielle Schulstatistik stehe derzeit noch aus.
„Sofern die Anspruchsvoraussetzungen nicht erfüllt sind, wird aber keine kostenlose Fahrkarte ausgestellt“, berichtet die Landkreis-Sprecherin. Sie verweist damit auf den Paragrafen 114 des Niedersächsischen Schulgesetzes sowie die Satzung über die Schülerbeförderung.
Voraussetzung, um das Ticket zu erhalten, sei laut der Satzung für die Jahrgänge eins bis sechs eine Entfernung des Wohnortes zur Schule von mindestens zwei Kilometern. Für die Klassen sieben bis dreizehn müssten es mindestens drei Kilometer sein. 49 Euro kostet das Deutschlandticket für diejenigen, die es aus eigener Tasche bezahlen müssen. Einen Rabatt gibt es für Schulkinder nicht.
„Wir finden es schade, dass das Deutschlandticket nicht für alle Schüler möglich ist – auch um eine Ungleichstellung zu vermeiden“, hält Sven Knollmann, Schulleiter der IGS Wittingen fest. Dies wäre eine Entlastung für Lehrkräfte, die nicht zwangsläufig die billigste Verbindung für Exkursionen heraussuchen müssten. Vor allem aber würde es eine finanzielle Erleichterung für Eltern darstellen. „Bus- und Bahnfahrten bei Klassen- und Tagesfahrten finden mittlerweile einen großen Platz auf der Abrechnung“, so Knollmann.
Der Schulleiter vermutet, dass Kolleginnen und Kollegen mit einem Deutschlandticket für alle Schulkinder auch vermehrt die Möglichkeit nutzen würden, außerschulische Lernorte zu besuchen. Aktuell würden vor allem die hohen Kosten ein Hindernis für mögliche Ausflüge darstellen. „Gerade aus ländlichen Räumen wie Wittingen ist die Fahrt nach Wolfsburg oder Gifhorn relativ teuer“, betont Knollmann. Beschwerden seitens der Schüler- oder Elternschaft habe es an seiner Schule allerdings noch nicht gegeben.
Nichtsdestotrotz bringe das Konzept rund um das Deutschlandticket für Schülerinnen und Schüler auch Vorteile mit sich. „Es entfällt ab Jahrgang acht viel Arbeit, um Tickets für Schüler zu beantragen“, sagt der Schulleiter mit Blick auf Zugfahrten nach Gifhorn, beispielsweise zu Berufsorientierungstagen. Tagesfahrten würden für diejenigen, die Anspruch auf das Ticket hätten, zudem deutlich günstiger. Schließlich würden die Fahrtkosten mit der Bahn entfallen.
Dr. Detlef Eichner, Direktor der Freiherr-vom-Stein-Schule in Gifhorn, wolle die Entfernungsregeln nicht bewerten. Neu sei das Thema an seiner Hauptschule jedoch nicht. „Zu Beginn eines jeden Schuljahres beschweren sich Schüler darüber, dass ihnen keine Buskarte ausgehändigt wird“, erklärt Eichner.
Der Schulleiter selbst gehe entspannt mit der Situation um und verweise an den Landkreis. „Meine Aufgabe besteht im Organisieren eines funktionierenden Schul- und Unterrichtssystems. Die Schülerbeförderung fällt nicht in unseren Aufgabenbereich“, betont er.
Viktor Bastian, Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums in Gifhorn, denkt differenziert über das Thema nach. „Ich begrüße es, dass einige Schüler von dem Deutschlandticket profitieren, aber würde mir einen Zugang für alle wünschen.“ Der Zugang zu Mobilität bedeute seiner Ansicht nach eine gewisse Freiheit.
Im Schulalltag könne das Ticket für Exkursionen in die nähere Umgebung, wie beispielsweise für einen Besuch des Phaenos in Wolfsburg, genutzt werden. „Für junge Menschen ist es wichtig, neue Orte kennenzulernen, um den eigenen Horizont zu erweitern“, sagt er.
Sabine Fasterling und Thomas Seeliger, Schulleiter der Realschule Calberlah, freuen sich über die Einführung des Deutschlandtickets für Schülerinnen und Schüler: „Es ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer flexiblen und nachhaltigen Mobilität, insbesondere für junge Menschen.“
Die konkrete Ausgestaltung liege jedoch außerhalb ihres Einflussbereichs. „Wir würden uns aber wünschen, dass alle Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe eins die Möglichkeit hätten, dieses Angebot zu nutzen“, sind sie sich einig.