Aber erst einmal zurück zum Hochwasser. Sozusagen wie ein unwillkommenes Weihnachtsgeschenk umfluteten Aller, Oker und Ise die Flächen, auf denen einige Imker ihre Honigbienenvölker stehen hatten. Spontan bildete sich beispielsweise beim Imkerverein Gamsen-Kästorf und Umgebung eine Task-Force, um die Völker der betroffenen Vereinsmitglieder mit vereinten Kräften zu retten. In den allermeisten Fällen hatten die Imker und Imkerinnen dabei auch Erfolg. Für Jürgen Frühling, Vorsitzender des Landesverbands, ein tolles Zeichen von Zusammenhalt: „Das verdient ganz besonderes Lob“, sagt er.
Dem Wasser von unten folgte dann das Wasser von oben - es regnete viel. Thomas Manske, Vorsitzender des Imkervereins Knesebeck, kann dem durchaus einiges abgewinnen. „Durch den reichlichen Niederschlag haben mehr Pflanzen geblüht und konnten Nektar abgeben als in den Vorjahren.“ Fliegen konnten die Honigbienen - mehr als 2.000 Völker gibt es in den sechs Vereinen des Gifhorner Kreisverbands - zwar an so manchen Tagen nicht, aber: „Das war gut für die Honigverarbeitung. Wenn die Bienen zuhause waren, haben sie den Honig von Wabe zu Wabe transportiert. Und je öfter der bewegt wird, desto mehr Enzyme bekommt er. Und die sind wiederum gut für die Qualität“, sagt Manske. Entsprechend gut sei die Qualität des 2024er-Honigs im Landkreis.
Mit guter Qualität also, dafür aber auf Landesebene insgesamt kleiner als im Vorjahr fiel die Ernte 2024 aus, zieht Jürgen Frühling Bilanz. Die Imker und Imkerinnen im Kreis Gifhorn melden eine breite Palette an Ergebnissen: „Manche sprechen von sehr guter Ernte, andere von ausreichender, wieder andere sagen, die Ernte liegt unter dem Vorjahresergebnis. Insgesamt dürften wir im Kreis knapp über dem langjährigen Durchschnitt liegen“, so Thomas Manske.
Die Arbeit der Imker - und natürlich auch der Honigbienen - ist so wahrlich keine einfache. Stichwort Schottergärten: „Die sind nicht wirklich weniger geworden, die kommunalen Maßnahmen haben noch nicht den Erfolg, den wir uns wünschen“, sagt Frühling. Insgesamt gehen die Menschen mit dem Thema Gartengestaltung aber inzwischen sensibler um, sagt er. Viel Arbeit bleibe dennoch, denn: „Verbote ja, aber Aufklärung ist das Beste, was wir machen können.“
Schottergärten seien auch wenig nützlich für Wildbienen - und natürlich alle anderen Insekten -, die laut Jürgen Frühling übrigens größere Probleme hätten als die Honigbienen. Denn Schottergärten unterbrächen die Vernetzung der natürlichen Lebensräume dieser Arten. „Um Honigbienen kümmern sich unsere Imker mit ihrer guten Ausbildung und einem funktionierenden Netz von Schulungen, sie können bei Bedarf regulierend eingreifen. Wildbienen dagegen sind auf sich allein gestellt“, erklärt Frühling.
Und während die Amerikanische Faulbrut - eine durch ein sporenbildendes Bakterium hervorgerufene Bienenseuche - zumindest 2024 noch keine Rolle bei den Imkern und Bienen im Kreis Gifhorn spielte, taucht gerade ein neues Ungemach am Himmel auf. Die Asiatische Hornisse ist in Niedersachsen gesichtet worden. Sie ist kleiner als die einheimische Hornisse, und sie frisst unter anderem Honigbienen. Da sie eine invasive Art ist, müssen Sichtungen gemeldet werden - denn sie wird bekämpft. „Bisher habe ich noch nichts von einer Sichtung im Kreis Gifhorn gehört“, sagt Manske, die Imker im Kreis seien aber sensibilisiert.
Manske weist ausdrücklich darauf hin, dass im Falle einer solchen Sichtung unbedingt die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Gifhorn zu informieren sei, bevor eine Maßnahme ergriffen werde. Der Grund: Die Asiatische Hornisse könnte mit der heimischen Hornisse verwechselt werden. Und die heimische Art ist streng geschützt, nicht zuletzt wegen ihres Nutzens im heimischen Garten.