Döner und Pizza gibt es, und im Edeka das Aller-Oker-Café. Ganz auf dem Trockenen sitzt Müden nicht. Doch wenn am Sonntag das Café im Supermarkt dicht ist, müssen Radwanderer auf dem Allerradweg wohl noch ein paar Kilometer weiterfahren, adieu Müden. Das Team der Petri-Kirchengemeinde um Pastor Jürgen Harting hat das Problem erkannt. So ein Treffpunkt sei doch wichtig für eine Dorfgemeinschaft. Und nun ist die Kirchengemeinde am Zug - und meint es durchaus ernst.
Ihre Idee: Im Gemeindehaus ein Café mit Außenterrasse einrichten, das an fünf Tagen der Woche - vor allem aber eben am Wochenende - von Ehrenamtlichen betrieben ab dem Nachmittag öffnet. Vor einem Jahr berichtete die AZ über das Vorhaben. Das Feedback war positiv, sagt Harting. „Wir sind angesprochen worden.“ Von der politischen Gemeinde und von der Bevölkerung. Und Erfahrungen vom Dorfflohmarkt mit dem Heimatmuseum im Mai diesen Jahres geben der Kirchengemeinde Mut, am Ball zu bleiben. Dort habe man Kaffee und Kuchen angeboten: „Da war was los, und wir haben gemerkt, welche Strahlkraft das entwickelt hat.“
Zahlreiche Lokale haben in der Vergangenheit dicht gemacht, von der Bahnhofsgaststätte bis zum Dorfkrug. In besseren Zeiten brauchte es schon mehr als eine Hand, um die Betriebe zu zählen. Doch nun? Zwischenzeitlich flammte Hoffnung mit einem Projekt im Holzenhof auf, das dann aber doch zum Scheitern verurteilt war. Auch ein Eisdielen-Projekt kam nicht zustande, erinnert sich Bürgermeister Horst Schiesgeries. „Unsere Möglichkeiten als politische Gemeinde sind begrenzt.“ Dass die Kirchengemeinde jetzt ihr Projekt forciert, freut ihn. Und das auch noch in einem Filetstück des Ortes, mitten im Zentrum umgeben von historischen Gebäuden. „Wenn wir da ein gutes Café bekommen, kann ich das nur begrüßen.“
Mit Blick auf den baulichen Aufwand und das Konzept muss Schiesgeries anerkennen: „Es ist schon ein Rad, das die Kirchengemeinde da dreht.“ Das macht auch Harting klar. Optimistische Einschätzungen, dass es vielleicht 2025 schon so weit sein könnte, korrigiert er inzwischen. Damit rechnet er nicht mehr. Es gibt einfach zu viele Punkte zu beachten. Kein Grund für Harting, entmutigt zu sein: „Wir sind nicht unter Zeitdruck, deshalb sehe ich das entspannt.“ Immerhin habe der Architekt seinen Entwurf fertig. Dieser müsse aber noch die eigenen Gremien, und das Amt für Bau- und Kunstpflege der Kirche guckt auch noch drauf.
Doch so weit ist man dann doch schon: „Wir sind kurz davor, den Bauantrag zu stellen“, sagt Harting. Aber kurz sei bei deutscher Bürokratie eben relativ. Und dennoch werde es langsam ernst, wenn das Bauamt erst einmal am Zug sei.
Unter Umständen stelle man auch eine Kraft zur Koordination fest an. Doch daran, dass vor allem Ehrenamtliche den Laden schmeißen sollen, hält die Kirchengemeinde fest. Erfahrungen aus ähnlichen Projekten anderswo zeigten, dass das Interesse wachse, wenn so ein Projekt erst einmal laufe, sagt der Pastor. Ob sich auch in Müden Engagierte finden? „Wir werden endgültig Klarheit gewinnen, wenn wir mit dem Bau anfangen“, ist Harting überzeugt. Dessen Start mache dann noch einmal deutlich, dass es die Kirche ernst meine.
Das ursprünglich ersonnene Konzept zum Betrieb des Cafés sieht vor, dass die Gäste keinen festen Preis zahlen, sondern einen Beitrag leisten, je nachdem wie viel es ihnen wert ist. Doch da könnte ihnen laut Harting das neue Umsatzsteuergesetz ab 2025 einen Strich durch die Rechnung machen. Von da an wäre nämlich für so ein Prinzip auch noch die Anerkennung der Gemeinnützigkeit des Cafés nötig.
Auch bei der Ware spielen behördliche Aufgaben rein. Denn das Café soll gespendete selbstgebackene Torten und Kuchen kredenzen. Die Vorgabe des Gesundheitsamts sei, dass das Backen wegen der Sicherung der Kühlkette vor Ort im Café erfolgen müsse. Harting weiß, dass viele Spenderinnen aber lieber zuhause backen.
„Da sieht man, wie arbeitsintensiv so ein Projekt ist“, sagt Harting. Doch abschrecken lässt sich die Kirchengemeinde davon nicht. Sie weiß laut Harting, warum sie an ihrem Ziel festhält: „Wir sind nach wie vor der Auffassung, dass so ein Café in Müden funktioniert wird.“