Schon seit mehr als 35 Jahren kümmert sich die Ummeranerin um kleine, aber auch große Igel. Losgegangen sei alles, als sie früher als Gemeindeschwester - heute vergleichbar mit einer ambulanten Krankenpflegerin - gearbeitet hat, erzählt sie. „Eine Kollegin fand einen kleinen Igel, um den ich mich dann gekümmert habe.“ Das weckte Schulenburgs Ehrgeiz, sie eignete sich Wissen rund um die Tiere an. Das sprach sich herum, mit der Zeit meldeten sich immer mehr Leute bei ihr, wenn es um „Igelfragen“ ging. Zeitweise habe sie sich um bis zu 50 Tiere gleichzeitig gekümmert. „Das schaffe ich heute aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr“, sagt die 67-Jährige.
Derzeit hat sie drei kleine Igel bei sich aufgenommen. Einer von ihnen habe lediglich 86 Gramm gewogen - viel zu wenig, um über den Winter zu kommen. Dafür hätte er zum entsprechenden Zeitpunkt mehr als 100 Gramm auf die Waage bringen müssen, erklärt Schulenburg. Sie habe das Jungtier zunächst wie üblich zum Tierarzt gebracht, danach aufgepäppelt und schließlich einer anderen Igelstation übergeben - jetzt sei er hoffentlich „winterfest“. Ungefähr im kommenden Mai, nach dem Winterschlaf, sollen die Igel dann schrittweise ausgewildert werden.
Derzeit bekomme die Ummeranerin viele Anrufe von Leuten, die Jungtiere in ihren Gärten finden. Oft liege es daran, dass die Igelmutter tödlich verunglückt ist - irgendwann treibe der Hunger den Nachwuchs aus dem Nest, dann würden die Kleinen laute Fiepgeräusche von sich geben. „Man sollte sie in dem Fall sofort zur Igelstation bringen“, sagt Schulenburg. Vom Füttern der Jungtiere sollte man jedoch absehen, zumal für sie spezielle Milch nötig sei.
Erst später bekämen etwas ältere Tiere ab einem Gewicht von etwa 230 bis 240 Gramm hochwertiges Katzenfutter, Hühnerfleisch oder Rührei. Hat ein Igel 600 bis 700 Gramm Körpergewicht erreicht, könne er in einer Außenanlage überwintern. Ein wichtiger Hinweis: „Wenn die Leute anrufen, wissen sie meistens nicht, wie schwer der gefundene Igel ist“, sagt Schulenburg. Dabei sei das für sie eine wichtige Information - und es sei gar nicht schwierig, einen Igel zu wiegen.
Wer einen erwachsenen oder heranwachsenden Igel füttern möchte, sollte keinesfalls Trockenfutter verwenden, sondern hochwertiges Nassfutter für Hunde oder Katzen mit hohem Fleischanteil. Völlig ungeeignet als Futter seien Mehlwürmer: „Davon werden Igel krank“, sagt die Expertin. Immer wieder komme es vor, dass Menschen Igel aus den Gärten wegbringen, zum Beispiel auf Wiesen in der Nähe. „Aber man kann einen Igel nicht einfach ‚umpflanzen‘, er hat sein Revier“, erklärt Schulenburg. Sie vermutet, dass die Leute möglicherweise Angst vor den Flöhen haben, die ein Igel mit sich herumtragen kann - die seien aber für Menschen und Haustiere weitestgehend harmlos, versichert sie.
Wer bei sich einen Igel findet oder Fragen rund um die Tiere hat, kann sich telefonisch bei Martina Schulenburg unter (05308) 1648 melden. „Ich gebe immer gerne Auskunft“, sagt die Ummeranerin.
Auch das Nabu-Artenschutzzentrum im Leiferde kümmert sich um Igel: 300 bis 400 verletzte oder geschwächte Tiere würden jährlich aufgenommen, in diesem Jahr könnten es sogar etwas mehr werden, erklärt Tierpfleger Paul Heintzen. Häufig würden die Tiere bei Aufräum- oder Mäharbeiten im heimischen Garten auftauchen. Leider würden dabei oft Igel verletzt oder die Rückzugsorte von Jungtieren zerstört. So würden im Artenschutzzentrum derzeit viele Igel versorgt, die Verletzungen durch Mähroboter davongetragen haben.
Wie auch die Igelstation bringe man im Artenschutzzentrum die Tiere zunächst zum Tierarzt. Das könnten „Igelfinder“ auch ohne Umweg selbst tun, sagt Heintzen. „Wenn das nicht möglich ist, kann man natürlich zu uns kommen.“ Das passiere aktuell oft: Zwischen fünf und zehn Igel würden täglich nach Leiferde gebracht. Meist handle es sich um Jungtiere, die ihre Eltern verloren haben, erklärt der Tierpfleger. Wer allerdings jetzt im Herbst einen gesunden erwachsenen Igel findet, sollte ihn am besten in Ruhe lassen.
Wenn die Temperaturen mild sind, können die stacheligen Tiere noch bis Ende Dezember unterwegs sein, um sich Winterspeck anzufressen. Will man ihnen - vom Futter abgesehen - helfen, kann man Schächte im Garten abdecken, in die die Tiere stürzen könnten. Auch kann man den Igeln Verstecke schaffen, beispielsweise mit Haufen aus Herbstlaub.