Die Dach Schneider Weimar GmbH ist ein alteingesessenes mittelständisches Unternehmen aus Thüringen, das großen Wert legt auf seinen guten Ruf und deshalb, als es von den dubiosen Vorfällen im Raum Gifhorn erfuhr, sofort reagierte und sich auf seinem Facebook-Account mit einer „Eilmeldung wegen möglichen Betrugs“ von eben diesen distanzierte. „Wir möchten damit die Öffentlichkeit warnen“, heißt es dazu von Seiten der Geschäftsleitung auf Nachfrage. Die handelnden Personen stünden in keinem vertraglichen Verhältnis zum Unternehmen: „Wir machen so etwas nicht.“ Weder wisse man, wer die Leute sind, noch wie diese an die Arbeitskleidung gekommen seien.
Dach Schneider bittet daher Hausbesitzer, die von den falschen Mitarbeitern zur Anbahnung von Haustürgeschäften kontaktiert werden, die Polizei zu informieren. Auf die dubiosen Vorgänge aufmerksam gemacht geworden war das Unternehmen durch einen Anruf aus dem Rühener Ortsteil Eischott. Dort hatte ein Mann mit Schneider-Weste an einem Haus geklingelt, wo die Bewohner gerade nicht Zuhause waren, aber durch das Sicherheitssystem per Bildmeldungen aufs Smartphone darüber informiert wurden: „Ich dachte erst, es wäre ein Paketbote. Aber der hat ja eine Abstellgenehmigung“, so die Dame des Hauses.
Die wunderte sich infolge der Beobachtung über die Kamera, dass jener „Beifahrer eines weißen Lieferwagens ohne Aufschrift, der vor dem Haus stand, nicht weggegangen ist“, obwohl niemand die Tür öffnete. Die 60-jährige Geschäftsfrau googelte die Weimarer Firma, rief dort an und schickte Bilder vom Vorfall. Bei der Polizei rief sie nicht an, der Mann an der Tür habe ja nichts getan, sie auch nicht belästigt: „Was hätte ich sagen sollen? Dass jemand an der Tür geschellt hat?“ Aber sie sprach mit einem Bekannten aus Brome über den Vorfall - wie sich herausstellte, hatten bei ihm ebenfalls Männer in Schneider-Westen geklingelt, ihn angetroffen und angeboten, „für 50 Euro die Regenrinne zu säubern“.
Ihr Bekannter habe berichtet, dass die fahrenden Handwerker „von Haustür zu Haustür“ gezogen seien, das ihm gemachte Angebot allerdings dankend abgelehnt, mit dem Hinweis, er könne „das selbst machen“. Auch das Rühener Ratsmitglied Herrmann Jordan hatte vor zwei Jahren sowie zu Beginn dieses Jahres und noch einmal vor drei Monaten unverhofften Besuch: „Zwei Männer, mittelalt, mit einem Wagen ohne Aufschrift, die mir anboten, für schmales Geld meinen Carport mit Metallplatten zu bestücken.“ Er wollte nicht. Trotzdem habe es „eine ganze Weile gedauert, bis ich sie vom Grundstück bekommen habe“.
Jordan folgt einem Prinzip: „Wenn ich Handwerker beauftrage, dann nur, wenn sie mir bekannt sind, und nicht solche, die an der Tür klingeln.“ Gutmütigkeit werde ausgenutzt: „Besonders Ältere werden schnell überlistet.“ Christoph Nowak, Sprecher der Polizeiinspektion Gifhorn, kann aktuell nicht von einer Häufung an Meldungen zu fahrenden Handwerkern oder möglichen Betrügereien berichten. Aber auch er warnt davor, unüberlegt auf scheinbare „Super-Sonderangebote“ von unbekannten Handwerkern einzugehen. Auch wenn „nicht alles immer Betrug sein muss, sollte immer Vorsicht walten lassen“.