Die vermehrte Unterbringung von Wohnungslosen in den eigenen vier Wänden nennt der Experte ein schwieriges Thema. „Zunächst ist festzuhalten, dass die Bundesregierung an ihrem Ziel, jährlich 400.000 Wohnungen, davon 100.000 Sozialwohnungen zu bauen, deutlich scheitert. Der Bedarf ist vermutlich doppelt so hoch“, betont Rannenberg. Doch weil Jahr für Jahr bundesweit Zehntausende bezahlbare Wohnungen aus der Sozialbindung herausfielen und der Neubau günstiger Wohnungen stocke, „haben es wohnungslose Menschen noch schwerer, auf dem Markt eine Wohnung zu finden“. Nach seinen Angaben haben die meisten Wohnungslosen einen Schufa-Eintrag, der fast immer dazu führe, dass private Vermieter solche Bewerber gar nicht erst anschauen. Ziel müsse es daher sein, deutlich mehr private Vermieter dazu zu bringen, ihre Wohnungen an Menschen zu vermieten, die ohne Bleibe auf der Straße leben.
Helfen dabei würde die sogenannte „Versicherungslösung“. Bei dem Modell, das die Dachstiftung Diakonie gemeinsam mit einer Versicherung entwickelt hat, werden Eigentümern die Risiken des Mietausfalls in einem bestimmten Zeitraum versichert. „Und abgesichert wird auch das Kostenrisiko einer möglichen Instandhaltung. Das ist das zweite Standbein dieses Modells. Denn es gibt das hartnäckige Vorurteil, dass Wohnungslose aufgrund ihrer oft starken psychischen Belastungen nicht in der Lage seien, ihre Wohnung vernünftig zu nutzen“, erklärt Rannenberg.
Man habe mit diesem Projekt erst in diesem Jahr begonnen. „Aber wir sind sicher, wenn das Konzept bundesweit genutzt würde, ließe sich eine nennenswerte Zahl an privaten Wohnungen für die Zielgruppe der Wohnungslosen erschließen. In der Dachstiftung Diakonie in Gifhorn werden wir rund 70 Wohnungen entsprechend versichern.“