Um was ging‘s? Die Bürgerinnen und Bürger im Boldecker Land hatten es so gewollt: Im Juni fiel der Bürgerentscheid mehrheitlich dafür aus, dass der bisherige Samtgemeindebürgermeister Dennis Ehrhoff seinen Sessel räumen musste. Das Abwahlverfahren hatte der Samtgemeinderat auf den Weg gebracht, der dem Samtgemeindebürgermeister in den vergangenen Monaten Verfehlungen vorgeworfen hatte. Ehrhoff hatte die Vorwürfe zurückgewiesen, musste sich dann jedoch dem Votum des Bürgerentscheids beugen - und die Suche nach einem Nachfolger ging los.
Drei Kandidaten standen zur Wahl: 1. Samtgemeinderat Patrick Rymas (37), der zuletzt kommissarisch die Verwaltung leitete, Zeitsoldat Thomas Haase (57) sowie Claudio Russotto (32), der als Sozialassistent im Kindergarten tätig ist.
Haase und Russotto gaben am Mittag in Weyhausen ihre Stimme ab. Rymas hat seinen Wohnsitz nicht im Boldecker Land, war also nicht zur Stimmabgabe berechtigt. Knapp 9.000 Stimmberechtigte waren am Sonntag zur Teilnahme an der Wahl aufgerufen. Rund 15 Prozent hatten Briefwahl beantragt.
Nach den ersten Zwischenmeldungen beim Auszählen zeigte sich ein klares Votum zugunsten von Rymas - nach zwei ausgezählten Gemeinden lag er klar mit 74 Prozent der Stimmen vorne. Danach schmolz der Vorsprung von Rymas. Nach fünf ausgezählten Bezirken lag er mit 66,78 Prozent vor Thomas Haase mit 22,75 Prozent. Claudio Russotto lag bei 10,47 Prozent. Bei diesem Stimmverhältnis blieb es in etwa bis zum Endergebnis.
Rymas verbrachte den Wahlabend im Kreise von politischen Vertretern aus dem Boldecker Land in der Gaststätte Syrtaki in Osloß. Den Sonntag über sei er „relativ entspannt“ gewesen. Auch, weil im Vorfeld der Wahl seitens der Politik im Boldecker Land Unterstützung des Kandidaten laut wurde. Von den vorangegangenen Querelen mit seinem Vorgänger fühle er sich frei. Ehrhoff hatte Rymas zeitweise beurlaubt, eine Entscheidung, die der Rat anfechtete. Rymas kehrte auf seinen Arbeitsplatz zurück. „Für mich ist das abgehakt.“ Auf seinen Wahlsieg gönnte er sich ein Bier.
Der 37-Jährige ist verheiratet, lebt mit Frau und Tochter in der Samtgemeinde Isenbüttel. Er ist Fußballfan, Anhänger des BVB Dortmund. In Isenbüttel begann seine Ausbildung als Verwaltungsfachwirt im Bereich Finanzen. Es folgten berufliche Stationen bei der Stadt Braunschweig und bei der Samtgemeinde Papenteich, bevor Rymas 2021 in Weyhausen Amtsleiter für Kämmerei und Personalwesen wurde. 2023 folgte die Berufung zum 1. Samtgemeinderat. Als zwei Schwerpunkte, die ihm am Herzen liegen, nannte er im Vorfeld der Wahl die Ganztagsbetreuung sowie die Ausstattung der Freiwilligen Feuerwehren. „Und auf eine moderne Verwaltung lege ich Wert“, betonte er.
Jetzt beginnt im Rathaus eine neue Ära. Für Rymas steht ein Umzug ins neue Büro an - als Samtgemeindebürgermeister. „Das werde ich dann nach und nach machen.“
Und wie erlebten die beiden anderen Kandidaten den Wahlausgang? Russotto zeigte sich keinesfalls enttäuscht. „Im Gegenteil. Ich freue mich, wie viele Menschen mich gewählt haben, auch wenn ich sie gar nicht kenne.“
Auch Haase ist alles andere als enttäuscht: „Ich habe gut abgeschnitten, bin überrascht.“ Durch seinen Wahlkampf habe er viele Menschen kennengelernt. „Ich konnte nur gewinnen - und habe nur gewonnen.“ Was ihn „maßlos ärgert“ sei die geringe Wahlbeteiligung. „Das ist unterirdisch.“