Das ist das Ergebnis einer nicht öffentlichen Sitzung des Gemeinderats Ehra-Lessien, teilte Landkreis-Sprecherin Anja-Carina Riechert mit. Man habe gemeinsam „konkrete Gedanken dazu entwickelt, wie im Falle eines Verzichts der Landesaufnahmebehörde (LAB) auf die mögliche Errichtung einer LAB-Liegenschaft zur Aufnahme von Geflüchteten vor Ort die künftige Nutzung des Geländes nebst Gebäuden aussehen könnte“.
Die Ideen drehen sich zum einen um eine Verbesserung der Qualität der bisherigen Unterbringung. Zum anderen böte die Liegenschaft Möglichkeiten für den Katastrophenschutz. „Nach dem Niedersächsischen Katastrophenschutz ist der Landkreis Gifhorn dazu verpflichtet, Vorsorge für die Unterbringung von Betroffenen eines größeren Schadensereignisses zu treffen – sowohl für die eigene Bevölkerung sowie die eines Nachbarkreises“, erläutert Andreas Fricke, Leiter des Fachbereichs Ordnung beim Landkreis, den Hintergrund. „In dem Kontext haben wir bislang regelmäßig unsere Sporthallen im Fokus.“ Auf die müsste man dann nicht mehr zurückgreifen: „Mit einer perspektivischen und festen Infrastruktur in Ehra-Lessien hätten wir künftig mehr als nur eine geeignete Alternative ohne Einschränkungen für die Bevölkerung.“
Doch Landkreis und Gemeinde stehen erst am Anfang. Sie vereinbarten nun, einen Projektplan zu erstellen und die politischen Gremien des Landkreises einzubinden. Die Liegenschaft selbst befindet sich noch im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die es Anfang 2014 von der Bundeswehr übernommen hat und seitdem verwaltet. Die Gemeinde Ehra-Lessien hat ihrerseits bereits einen Aufstellungsbeschluss für eine Bauleitplanung des Geländes getroffen. Voraussetzung für die Umsetzung der Pläne ist es, dass Landkreis und Gemeinde es kaufen. Die BImA zeigt sich laut Fricke grundsätzlich offen.
„Ich begrüße es sehr, wenn wir uns gemeinsam als Landkreis und Gemeinde auf den Weg zur Entwicklung tragfähiger und breit akzeptierter Nutzungskonzepte sowie eines Bebauungsplans machen“, so Landrat Tobias Heilmann. „In dem Zusammenhang kann ich mir gut einen Prozess vorstellen, an dessen Ende ein städtebaulicher Vertrag mit einem klaren Nutzen für beide Seiten steht - eine klassische Win-win-Situation.“
Ehra-Lessiens Bürgermeister Jörg Böse: „Wichtig ist für uns ein überzeugendes, verträgliches und langfristiges Nachnutzungskonzept für den ehemaligen Truppenübungsplatz in Lessien. Die derzeitige Flüchtlingsunterbringung darf nur ein Baustein im künftigen Gesamtkonzept sein. Daher stellen die Überlegungen des Landkreises Gifhorn zur Katastrophenvorsorge einen interessanten Ansatz dar. Darüber hinaus setzen auch wir auf mehr Qualität in der Unterbringung vor Ort mit Vorteilen für alle. Alles, was dazu beiträgt, sowohl die Akzeptanz als auch den sozialen Frieden in unserer Gemeinde zu bewahren sowie die Integration von Geflüchteten im Landkreis Gifhorn zu unterstützen, findet unsere grundsätzliche Zustimmung.“
Die Online-Petition aus Ehra-Lessien zur Festlegung eines bindenden maximalen Schlüssels zwischen unterzubringenden Geflüchteten und Einwohnenden hat 661 Unterschriften bekommen. Damit kommt das Thema in den Landtag. Böse lobt die aktuelle Situation vor Ort, wo der Landkreis die getroffene Vereinbarung einhalte, nicht mehr als 250 Geflüchtete gleichzeitig in den vorhandenen Gebäuden unterzubringen. Das funktioniere gut im täglichen Miteinander.