Für Tobias Hanf, Mitbegründer des Quartetts, war das Gastspiel in Gifhorn eine besondere Freude, war es doch eine Rückkehr in die alte Heimat: „Ich komme aus der Gegend. Aus Hankensbüttel. Ich bin im Otterzentrum aufgezogen worden“, verriet der heutige Hamburger. Nach dem Auftaktsong, Bing Crosbys Klassiker „White Christmas“, hakte er mal nach, wer denn bereits Geschenke gekauft hat. Die Zahl der Handzeichen blieb sehr überschaubar. Demnach vertraute das Publikum mehrheitlich wohl darauf, dass der Weihnachtsmann seinen Job macht.
„Weihnachtsmann kommt übrigens aus dem Lateinischen. Von weihnare, etwas aus dem Sack holen“, verwies Hanf aufs große Latinum, das er natürlich am Gymnasium Hankensbüttel erworben habe. Und für alle, die es seit der Radio-Premiere im August noch nicht gehört hatten, ging es gleich mit einem weiteren, gemeinhin eher als schmerzhaft empfundenen Ohrwurm weiter: „Last Christmas“ von Wham!. Den präsentierte Jan Melzer als George Michael zum Glück in einer von LaLeLu kräftig aktualisierten Fassung namens „Letzte Weihnacht“.
Der Song nahm aufs Korn, dass er sich mit der Liebsten zwar darauf geeinigt hatte, einander nichts zu Weihnachten zu schenken, sie sich dann aber nicht daran hielt und ihn so dumm dastehen ließ. Eigentlich. Denn diesmal glaubte er schlauer zu sein - und überraschte sie mit einem besonderen Geschenk: „Ich dachte, es kann nicht schaden und hab die Familie eingeladen. Merkst du, wie glücklich ich bin? Schatz, was ist los? Wo willst du hin?“ Die vielleicht entscheidenden Fragen des Abends stellten LaLeLu, die nach eigenem Bekunden mal mehr, mal weniger starkes „Kalauer-Tourette“ haben, nach dem Song: „Wer ist eigentlich dieser Lars Christmas? Der Bruder von Mary? Und wo bestellen die Hankensbütteler? Beim Otter-Versand?“
Es folgte ein musikalischer Ausflug nach Finnland, der Heimat von Mezzosopranistin Sanny Nyman. Dort sei Weihnachten gewiss sehr romantisch, vermuteten ihre Ensemblekollegen Hanf (Bass), Melzer (Tenor) und Frank Valet (Bariton). Das allerdings widerlegte die deutsche Version des zunächst finnisch vorgetragenen Liedes gründlich, mit Versen wie „Die Kinder quengeln, wann geht‘s endlich los? Papa holt ‚ne Flasche Schnaps, da ist die Freude groß“, „Lasst uns tanzen, lasst uns feiern und in die Rabatten reihern“ oder auch „Lasst uns koksen, lasst uns kiffen und dann in die Büsche schiffen“. Dass es beim Liedvortrag Szenenapplaus vom Gifhorner Publikum gab, wunderte Melzer ganz und gar nicht: „Es heißt nicht umsonst Kiffhorn.“
Mit einem musikalischen Exkurs in die Geschichte veranschaulichten LaLeLu, wie der damalige DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker Weihnachten erfand („Facebook, Google, Amazon - sie horchen uns alle aus. Dagegen war die Stasi so harmlos wie der Nikolaus!“, „Der Kapitalismus geht bald drauf. Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs‘ noch Esel auf“). Das Publikum quittierte es mit rhythmischem Applaus, an dem Honecker „gewiss seine helle Freude“ gehabt hätte, meinten LaLeLu. Ähnlich absurd ging es weiter, etwa mit der schwarz-humorigen Kinderlied-Parodie „In der Weihnachtsmetzgerei“ des anarchischen Puppentheaters „Hau drauf“, das sich den ausufernden Fleischkonsum an den Festtagen vorknöpfte („Hört ihr die Weihnachtsglocken läuten? Zeit, das Tier zu häuten“, Das Schwein schreit mit Grausen, sieht‘s das Beil niedersausen! Ach, ist das nicht süß? Und tschüß!“). Keine Frage, LaLeLu bescherten dem Advent auf ihre Art das besondere Etwas. Das Publikum war begeistert.