Das Buch gliedert sich in mehrere Teile. Dabei nimmt die geschichtliche Entwicklung einen wesentlichen Teil ein. Dafür holt der Autor weit aus. Unter Karl dem Großen kam es zu einer gewaltsamen Eroberung des damals von den noch heidnischen Sachsen bewohnten Gebietes, in dem auch der Landkreis und die Stadt Gifhorn liegen. Verbunden war dies mit einer Missionierung und dem Aufbau einer kirchlichen Organisation.
Erst Jahrhunderte später entstand dann Siedlung und Kirche Gifhorn. Diese kann aber inzwischen auch schon auf 825 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung zurückblicken.
Und diese mehr als 800 Jahre Stadtgeschichte Gifhorns bedeuten auch 800 Jahre Kirchengeschichte, sagt Gierz. Beides sei eng miteinander verbunden.
Nacheinander lassen sich in Gifhorn drei Kirchengebäude nachweisen. Das erste wurde in der Hildesheimer Stiftsfehde 1519 zusammen mit dem Ort vollständig zerstört. Das zweite war ein umgebautes Stallgebäude. Es zeigt, wie ärmlich es damals in Gifhorn zuging.
Nach 180 Jahren musste dieses Gebäude wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Als Nachfolger entstand dann in zwölf Jahren Bauzeit die barocke Kirche, die heute noch steht. Allerdings war dieser Bau ein finanzieller Kraftakt.
So erfährt man Interessantes zu historischen Bauzeichnungen und viel über die Briefwechsel der Superintendenten mit der Kirchenverwaltung in Hannover und den Bauausführenden, von Geldsorgen und Klagen über Baumängel, die bewältigt und beseitigt werden mussten.
Am Ende der Bauzeit war die Kirchengemeinde allerdings praktisch pleite.
Gelohnt hat sich der Aufwand trotzdem. Denn die St. Nicolai-Kirche ist als Stadtkirche ein Wahrzeichen der Stadt, das nicht nur den Marktplatz prägt, sondern bis weit in die Braunschweiger Straße zu sehen ist. Bis zur von der Weimarer Reichsverfassung vorgeschriebenen Trennung zwischen Staat und Kirche bildeten die Bürgerschaft und die Kirchengemeinde eine Einheit. Kirchengeschichte war somit bis dahin und ist bis heute auch Stadtgeschichte.
So nimmt das aktuelle Kirchengebäude in dem Buch einen großen Raum ein, ebenfalls ihre maßgeblichen Bestandteile wie der Altar, die Christian-Vater-Orgel und die Glocken. Und es geht im wahrsten Sinne des Wortes in die Tiefe. Denn unter dem Fußboden der Kirche wurden wichtige und wohlhabende Persönlichkeiten bestattet. Eine kleine Grabplatte dokumentiert die Bestattung des Herzens von Herzog Franz vor dem Altar.
Darüber hinaus gibt es Informationen über Dienst- und Wohnhäuser der Kirchengemeinde St. Nicolai bis zum aktuellen, erst vor wenigen Jahren fertiggestellten, neuen Gemeindehaus, einem Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit. Zusätzlich hat der Autor in einer Fleißarbeit alle erreichbaren Informationen zu den Biografien von Pastoren und Superintendenten in der langen Gemeindegeschichte zusammengetragen.
Das Buch ist durchweg farbig illustriert. Erschienen ist es im Südheide-Verlag Calluna mit dem Titel „St. Nicolai in Gifhorn – Geschichte der Kirche und ihrer Gemeinde“ (ISBN 978-3-94494623-8).
Es ist für 12 Euro im Pfarrbüro, im Buchhandel und auch direkt beim Verlag unter www.calluna-buch.de erhältlich. Die Druckkosten hat die Stiftung St. Nicolai übernommen.